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05.02.2006, 19:19 Uhr
Onkel Tom
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Hallo Zusammen!
Nach einer etwas längeren Pause nun der dritte (und letzte) Teil des Reviews.
Hauptmast / Derrick / Wippe: Alle Mastsegmente sind mit je 4 Schrauben miteinander verbunden und von der Aufteilung (unterschiedliche Längen, Sonderanbauten an bestimmten Segmenten) vorbildgerecht (+). Sie sind alle aus Messing handgelötet. Leider fällt bei längeren Mastkombinationen ein deutlicher Verzug auf (- -). Dies führt zu sichtbarer Verdrehung und Schrägstellung der Maste. Irgendwann in den nächsten Wochen werde ich versuchen, die Mastsegmente vorsichtig zu richten.
Und jetzt die Preisfrage für die Genauigkeitsfanatiker unter uns: Warum ist der 91,4 m Hauptmast vom 18000er 12 cm länger als der 91,4 m Hauptmast von der LR 1750?? ALLE MASTSEGMENTE SIND ZU LANG!! (- - -……). Der 91,4 m Mast ist ca. 98,5 m lang. Die anderen Maße stimmen (soweit ich sie überprüft habe).
Der Derrick ist bei Lieferung in voller Länge montiert, wie es für den Betrieb mit Maxer vorgesehen ist, lässt sich aber für die Konfiguration ohne Maxer entsprechend kürzen.
Die Seilrollen am oberen Ende für die Verstellung des Hauptmasts sind, wie viele andere Seilrollen am Modell, aus Metall und lackiert. Durch die sehr glatten Oberflächen, mit denen die Rollen seitlich aneinander liegen, wirkt hier eine große Adhäsion. Bei vorbildgerechter amerikanischer Einscherung müssen die Rollen alle gegenläufig arbeiten. Durch die starke Adhäsion geht da gar nix, wenn man nicht vorher die Rollen per Hand zueinander bewegt hat (Metallrollen sind halt nicht immer ein Plus, hier also ein -)
Allerdings muss gesagt werden, dass dieser Effekt das Einzige ist, was die Ausleger da hält, wo sie sind, da die Seilwinden überhaupt nicht gehemmt sind. Sollte man also die Rollen modifizieren, so dass sie leichtgängig sind, muss man sich auch gleich überlegen, wie mann die entsprechende Verstellwinde arretiert. Besonders gut finde ich das alles nicht (-).
Damit wären wir beim Thema Winden / Seile: Die Zuordnung der Winden zu den Funktionen des Krans ist das nackte Chaos (wie halt beim Original auch). Das Rätsel lässt sich auch von erfahrenen Kranmodellbetreibern nicht ohne Aufbauanleitung / Dokumentation lösen. Vor allem die Seilführungen für die Verstellung der Wippe und für den kleinen Haken am Runner sind als abenteuerlich zu bezeichnen.
Zwei Seilwinden (HA-Verstellwinde und Hubwinde 1) sind mit je 4 hochflexiblen Hydraulikschläuchen ausgestattet, die an der Vorderseite des OW befestigt werden. Diese Schläuche sind maßstäblich zwar zu dick, sind aber trotzdem eine optische Bereicherung. Schade ist, dass dieses Detail bei den anderen Winden in den Masten fehlt, und dass die Befestigung am OW immer abrutscht (+ / -).
Direkt über der Hubwinde 1 sind zwei Umlenkrollen für die Seile beider Hubwinden je auf einer Achse montiert, die beim Original zulässt, das die Umlenkrollen seitlich die Position verändern um eine saubere Wicklung der Seile auf den Winden zu ermöglichen. Beim Modell sind diese Rollen auf einer Seite fest positioniert (- -).
Für die Winden im OW liegt eine (etwas schwindelige) Kurbel bei. Für die fast unzugänglichen Winden im HA gibt es nix (- -).
Die mitgelieferten Seile sind noch mal schlechter, als das, was uns NZG sonst bietet. Sie verdrillen wie Zwirn und sind maßstäblich zu dick. Vom Seil dieses Durchmessers passt natürlich nicht genug auf die Winden. Wie das bei diesem Modell gelöst ist, brauche ich wohl nicht weiter zu erklären. Nur soviel sei gesagt: Bei steil stehendem HA kann man die Wippe nicht einmal bis zur Waagerechten absenken (- -).
Die Abspannstangen sind grundsätzlich sehr schön ausgeführt. Sie sind, wie auch die Verbindungslaschen, aus Metall und werden mit kleinen Schrauben miteinander verbunden. Die Montage ist eine ziemliche Fummelei, aber sonst ist das o. k. (+). Allerdings ist das Gesamtsystem durch die Metallabspannungen und die verschraubten Mastteile relativ unelastisch. In Verbindung mit den zahlreichen Toleranzproblemen bei diesem Modell führt das dazu, dass von den zwei parallelen Abspannungen oft nur eine auf Zug belastet ist und die andere etwas durchhängt (-)
Besonders fällt das bei den Abspannungen zwischen unterem Wipplenker und HA auf. Hier kommt noch hinzu, dass die Rückfallstangen (oder sollten es Zylinder sein?) zwischen Lenker und HA-Kopf fest vernietet sind. Diese Niete sollte man gleich entfernen (Konfiguration ohne Wippe) und bei Konfiguration mit Wippe dünnere Bolzen einsetzten. So bekommen die Rückfallstangen genug Spiel, damit der untere Wipplenker von den Abspannungen gehalten wird und nicht von den Rückfallstangen (- -).
Ich hoffe, dass ich keine Komponente des Krans vergessen habe. Zum Gesamtbild des Modells gehören aber noch einige andere Dinge. Die mitgelieferte gedruckte Aufbauanleitung ist an die Beschreibung des Originals (Hublasttabellen, Auslegerkonfiguration, technische Daten,…) angehängt. Leider ist sie nicht immer ganz eindeutig. Gut sind aber die Darstellungen der Einscherungen (amerikanisch, nicht so ganz einfach, Häkeln für Maschinenbauer). Da ich keinen DVD-Player habe (ja, solche Leute gibt es noch!), kann ich zu der beiliegenden DVD nichts sagen. Das mitgelieferte Werkzeug (Kreuzschlitzschraubendreher, Zange, Schere, Pinzette...) ist durchwegs brauchbar. Die beiliegenden Stoffhandschuhe allerdings werden von der Größe der Bauteile ad Absurdum geführt. Wer versucht damit die kleinen Schrauben zu montieren, sollte einen Magneten zur Hand haben, um sie wieder einzusammeln.
Zusammenfassung: Leider leidet der Eindruck der zahlreichen Details unter der Qualität der Ausführung gewaltig. Die Funktionalität des Modells ist aus meiner Sicht als mangelhaft zu bezeichnen. Das ist sehr schade, da es doch an vielen Stellen ohne zusätzlichen Aufwand möglich gewesen wäre, eine bessere Funktionalität nachzubilden. Manche Details sind leider auch so ausgeführt, dass sie die Funktion behindern.
Wer also einen 750 to-Kran sucht, mit dem man auch "spielen" kann (Transport, Aufbau, Hübe in verschiedenen Konfigurationen,…) dem sei die LR 1750 ans Herz gelegt. Wer für die Optik diesen roten Giganten zwischen den gelben (LR 1750) und den weißen (CC 8800) Giganten stellen will und auf Funktionalität verzichten kann, der kann an diesen Modell Freude haben.
Wenn Ihr noch Fragen zu diesem Modell habt, einfach hier posten oder PM.
Thomas -- GaG (Grüße aus Graz) Thomas |