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04.10.2020, 13:39 Uhr
Franky_169
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Hallo Schnorro, hast du den Inhalt der Normen gelesen? Die EN13557 sagt nichts über den Unterwagen eines Mobilkrans aus. Hier werden Stellteile und Steuerstände in/an Kranen beschrieben (bei Fahrzeugkranen also Kabine>Oberwagen) und darin heißt es für den Sitz des Kranführers Das Führerhaus muss einen einstellbaren Sitz haben auf die Größe des Kranführers ohne Verwendung irgendeines Werkzeuges. Genau das selbe steht in der ISO8566 Teil 2 (Fahrzeugkrane), nur halt auf englisch. >frei übersetzt: Kabinensitz ... einstellbar ohne Werkzeuge in eine bequeme Sitzposition und dann verriegelbar, horizontal und vertikal, um dem Bediener eine passende Arbeitsposition zu ermöglichen. Nochmal: In diesen Normen werden der Arbeitsplatz des Kranführers beim Bedienen des Krans beschrieben >> Kranführerkabine Eine zusätzliche Federung oder Dämpfung für den Sitz in der Kranführerkabine wird in diesen Normen bei bestimmten Kranarten/Kranbetrieb ebenfalls gefordert Die Fahrerkabine im Unterwagen wird in diesen Normen nicht beschrieben. Weiterhin werden am Anfang z.B. der EN13557 auch Gefährdungen beschrieben für zutreffende Teile in der Norm. Hier heißt es z.B. für die Gefährdung durch Vernachlässigung ergonomischer Grundsätze bei Gestaltung der Maschine > Ungesunde Körperhaltung/Ungenügende Berücksichtigung der Anatomie von Hand/Arm oder Bein/Fuß und der zutreffende Teil ist unter Anderem der Sitz des Kranführers (beim Bedienen des Krans).
Zwecks der Federung: Die Sitzhersteller haben die Höhenverstellung ja im Sitz integriert. Wenn ich mich z.B. bei Grammer und Isringhausen in den Produktbroschüren einlese, werden bei vielen Sitzen ein Kompressor integriert der dann für die Höhenverstellung und Federung sowie Gewichtseinstellung zuständig ist. Da es aktuell, wie du geschrieben hast, bei den neuen LTMs anscheinend eine Sitzheizung/Kühlung gibt, muss der Sitz aktuell sowieso schon mit Energie versorgt werden, da stört der Kompressor dann auch nicht mehr. Ein Mehraufwand bei Montage ist hier meines Erachtens nicht erkennbar, da die Komponenten ja bereits im Sitz integriert sind. Einschrauben, Stecker verbinden und fertig (plug and play sozusagen^^). Dass etwas mal kaputt gehen kann ist auch vollkommen legitim, was benutzt wird, verschleißt und gibt irgendwann den Löffel ab. Ich gehe allerdings davon aus, dass die Sitzhersteller die Lebenszeit Ihrer Produkte und Komponenten schon gut einschätzen bzw. berechnen können... Und sollte doch mal was kaputt gehen, gibts ja Ersatzteile und hier wird dann wieder verdient (Monteur, Fahrt, E-Teil, Stunden...). Aber wenn man nach dem Grundsatz konstruiert, Sachen wegzulassen weil sie kaputt gehen könnten, dann gut Nacht...
Mit dem Thema Unterbrechungen nutzen driftest du in manchen Teilen etwas von der Praxis ab. Arme Durchstrecken, Knie anziehen usw. ist Routine und wird denke ich doch von den Meisten während längeren Einsätzen intuitiv betrieben. Beim leichten Aufrichten und wieder setzen in der Kabine, bzw. jedes mal beim hinsetzen, wäre ne Federung im Sitz, nicht nur bei beleibteren Kollegen, schon vorteilhaft für die Bandscheiben. Ich bin zwar kein Arzt, aber das wird wahrscheinlich jeder Orthopäde oder Physio bestätigen. Oder wieso gibts in anderen Berufsbildern mit überwiegender Sitztätigkeit Dämpfer/Federungen in den Stühlen? > z.B. im Bürostuhl der Gasdruckzylinder? Bei den Meisten Baustellen steht der Kappo oder Monteur auch nicht direkt neben dem Kran, sondern ist bei der Last am schaffen und kommuniziert per Funk. Auch wenn der Haken frei ist, steig ich da nicht aus und laufe ein paar Minuten zu ihm hin, sondern schwenk zum nächsten anzuschlagenden Teil und weiter gehts. Wenn ich was wissen oder besprechen will, dann meist per Funk. Das Aussteigen, runterklettern, hinlaufen und Plauderei würde zu viel Zeit kosten. Jeder will fertig werden mit der Arbeit und abends nach Hause. Klar, bei Pausen oder wenns Probleme gibt und der Kran mal kurze Zeit nicht gebraucht wird, steig ich schon mal aus und Strecke mich oder klettere runter. Deswegen bleibt der Sitz in meinem LTM trotzdem auf gleicher Höhe und starr statt gedämpft. Meine Bandscheiben werdens danken in einigen Jahren...
Weiterhin schreibt die EG-Maschinenrichtline unter 1.1.6. Ergonomie vor: "Bei bestimmungsgemäßer Verwendung müssen Belästigung, Ermüdung sowie körperliche und psychische Fehlbeanspruchung des Bedienungspersonals auf das mögliche Mindestmaß reduziert sein unter Berücksichtigung ergonomischer Prinzipien wie: — Möglichkeit der Anpassung an die Unterschiede in den Körpermaßen, der Körperkraft und der Ausdauer des Bedienungspersonals;" Sowie unter 1.1.8. Sitze " ... Ferner müssen der Sitz und sein Abstand zu den Stellteilen auf den Bediener abgestimmt werden können." Hier wäre also ein höhenverstellbarer Sitz für den Kranführer in seiner Kabine gefordert, denn wie Geggo schon geschrieben hat, gibt es nicht den Norm-Kranführer, sondern große, kleine, dicke, dünne, schwere, leichte...
Tipp am Rande: Es gibt in Deutschland glaub ca. 90 Normen-Info-Points an z.B. Unis oder Hochschulen, bei denen du kostenfrei den Inhalt der Normen einsehen kannst. Besser erst Inhalt lesen und dann Argumentieren ;-) Dieser Post wurde am 04.10.2020 um 14:16 Uhr von Franky_169 editiert. |