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10.03.2015, 17:53 Uhr
koch87
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Hallo zusammen!
Seit einigen Jahren kenne ich nun den Roland Gamper, mit dem ich das eine oder andere Modellprojekt zusammen realisieren konnte. Im Mo87-Forum haben wir unsere Projekte bereits vorgestellt, nun will ich das auch hier mal nachholen.
Unsere Arbeitsteilung ist recht einfach organisiert, der Roland ist sowas wie der praktizierende Chefarzt, der täglich zwölf Stunden im OP steht, ich organisiere freitags das Frühstück.
Im Frühjahr 2014 fiel der Startschuss für ein neues Modellprojekt gemeinsames Modellbauprojekt im Maßstab 1/87, es sollten zwei Faun-Zugmaschinen der besonderen Art entstehen, gigantische HZ 70.80/50W, die im Jahr 1976 für ein spanisches Kraftwerksprojekt bestellt wurden, allerdings wurde der Kraftwerksbau gestoppt und beide Maschinen verkauft. Ein Exemplar arbeitete weiterhin in Spanien, die zweite Maschine wurde nach Südamerika verschifft, fuhr dort für die Firma Mamut Andino, bevor sie im Sommer 2012 zurück nach Deutschland geholt wurde.
Unser Modellbaufreund Jochen Walz aus dem 1/25er Maßstab ließ es sich nicht nehmen, das Vorbild in allen Details zu fotografieren, diese Bilder bildeten die Grundlage für die CAD-Konstruktion und die anschließende Feinarbeit. Das Modellbauprojekt sollte jeweils ein Modell in der Lackierung von Mamut Andino und der spanischen Firma Ibertif realisieren. Initialzündung für dieses Projekt war übrigens ein Modell von Roberto Frino aus Italien, der diese Zugmaschine mit zahlreichen beeindruckenden Einzelheiten bis hin zum Motor in 1/87 nachbildete. Dem Modellbauer mangelte es aber offenbar an Detailfotos der Zugmaschine. Einige Dinge schienen uns verbesserungsfähig, auf Motoren oder bewegliche Hauben wollten wir aber zugunsten der Detailtreue verzichten, so begann unsere Planung.
Welche Bauteile konnten aus der Großserie in 1/87 verwendet werden? Eigentlich endet die Liste bereits nach der Iveco-Kabine mit Verglasung und Inneneinrichtung von Herpa. Für alle anderen Teile war Eigenbau angesagt. Die Teile für Rahmen, Tanks, Kotflügel, Winde, Pritsche und Haube entstanden beim Roland auf einer CNC-Fräsmaschine.
Die Teile wurden verklebt und mit Spachtelmasse und Feile in die richtige Form gebracht. Besonders an der Haube waren die Rundungen der Kanten in der richtigen Dimension zu treffen. Für geriffelte Trittflächen und Kühlergitter wurden feine Ätzteile einschlägiger Anbieter verwendet. Die Achsen der Zugmaschinen haben noch die altmodischen Differentialgehäuse, an dieser Stelle hätte man auf Achskörper vom Faun Elefant von Roco zurückgreifen können, Roland bevorzugte aber den kompletten Eigenbau, basierend auf Frästeilen mit Getriebegehäusen aus Resin.
Geeignete Bereifung für diese Modelle zu finden wurden zu einer Herausforderung. Mischprofilreifen in der Größe 12.00R24 haben bisher keine überzeugende Umsetzung im 1/87er Maßstab erfahren. Es gibt grobe Geländereifen oder die Straßenbereifung der Mercedes-Benz 3850AS von Herpa, letztere hat aber erhabenes statt vertieftes Profil, damit fiel auch dieser Reifen durch. Roberto Frino nutzte an seinem Projekt übrigens die Oldtimer-LKW-Reifen von Herpa, die allerdings auch etwas zu klein sind. Einige Experimente mit Reifen von Kleinserien-Lastwagen auch größerer Maßstäbe brachten keine zufriedenstellende Lösung. Schließlich wurde ein entsprechender Reifen im CAD konstruiert und ausgedruckt, auch die Felgen der Vorder- und Hinterachsen, mit ihren markanten Trilex-Felgen und Planetengetriebe in den Radnaben, entstanden im CAD und wurden ausgedruckt. Das Ergebnis befriedigte alle Wünsche.
Im CAD wurde auch die riesige Rockinger-Anhängerkupplung für 1000 t erstellt, die vorn und hinten an den Vorbildern angeschraubt ist.
Schutzgitter an den Scheinwerfern wurden anfangs sorgfältig aus feinsten Drähten gebogen, gefielen in der Großaufnahme allerdings nicht , weil die originalgetreue Anzahl an Gitterstäben und ihr Durchmesser auf diese Weise nicht realisierbar war. Schließlich wurden an den Scheinwerfern und an der Kabinenrückwand feinste Ätzgitter von Hauler verbaut, die eigentlich für die Aufwertung eines Kibri-Modells bestimmt waren. Das Ergebnis überzeugte! Die Geländer enstanden, wie viele andere Kleinteile zuvor, auf der Fräsmaschine, die Luftfiltergehäuse und die gigantischen Abgasrohre mit Schalldämpfer wurden aus Evergreen-Rundprofilen gefertigt.
Wichtig war es, von Anfang an beide Modelle getrennt zu betrachten, weil sie sich im Detail doch etwas unterscheiden. An beiden Fahrzeugen erfolgten Umbauten an diversen Stellen.
Birger Hennig von Dreamdock leistete wieder erstklassige Arbeit und erstellte die Beschriftungen zu beiden Zugmaschinen.
Bei der Lackierung der Auspufftöpfe wurde versucht, den Farbton und den Zustand der verzinkten Originale zu treffen. Die Rohre wurden in Rostfarbe abgesetzt. Schließlich werden sie noch mit der Airbrushpistole, hohem Druck und einer 0,2mm Düse nachbehandelt, um die Spuren von Korrosion und Ruß zu hinterlassen.
Beide Modelle erhielten am Ende noch eine dezente Alterung mit leichten Roststellen an einigen Ecken und Kanten.
Die Pritschen wurden mit Ballastgewichten und anderen Kleinteilen gefüllt. Für die Ballastgewichte wurde ein Master gebaut, welches dann kopiert wurde. Das nachgebildete Betongewicht steckt in einem Rahmen aus Winkelprofilen, so wie es an einigen Vorbildern verwendet wird. Die Betonstruktur wurde durch das Anätzen der Plastikflächen mit Sekundenkleber nachgebildet.
Mein persönlicher Dank an dieser Stelle geht an Roland, der natürlich wieder den größten Anteil an diesem Projekt realisierte.
Wer nun auf den Geschmack gekommen ist, dem sei an dieser Stelle noch mal das Modell der Firma Fankitmodels empfohlen, welches das selbe Vorbild zeigt. Das Modell ist recht hübsch und kann natürlich noch durch zahlreiche Details aufgewertet werden.
Bilder der fertigen Modelle werde ich in einem zweiten Teil zeigen.
Viel Spaß beim Modellbau, Ralf Dieser Post wurde am 10.03.2015 um 18:46 Uhr von koch87 editiert. |