070 — Direktlink
20.11.2018, 20:21 Uhr
thomsen
|
Vor der Hacke ist' s duster ... und demnächst ohne Hacke nur noch duster.
Bringen wir ein wenig Licht in die Sache. Zu erkennen ist ein Wurfschaufellader in einem ausgebauten Stollen. Hier als dreiteiliger, symmetrischer Gleitbogenausbau. Reibeschlösser als geschraubte Version, der Verzug besteht aus Stahlgittermatten. Im Bereich der Firste ist eine Wetterlutte zu sehen.
Bekannterweise steigt Deutschland dieses Jahr aufgrund eines politischen Beschlusses aus der untertägigen Steinkohlenförderung aus - die letzten beiden verbliebenden Zechen werden Ende 2018 endgültig dicht gemacht.
Ja, ich weiss - die besagte Hacke ist wie der ganze Spruch nur symbolisch zu sehen, im vollmechanisierten Abbau wurde / wird die Kohle mittels Hobel oder Walzenschrämlader aus dem Flöz geschnitten, die Strecken wurden / werden mit Teil- oder Vollschnittmaschinen aufgefahren.
Genauso wird das hier gezeigte Arbeitsgerät im Steinkohlenbergbau keine oder bestenfalls nur eine geringe Rolle gespielt haben - der Wurfschaufellader wird sein Einsatzgebiet eher in kleineren Erz- und Schiefergruben gehabt haben bzw. immer noch haben.
Im „Jahrbuch Baumaschinen 2015“ ist bereits ein Artikel zur Gattung der „Überkopflader“ erschienen, auf Seite 16 ist dort auch ein untertage tätiger Wurfschaufellader zu sehen.
Dort als gleisgebundene Version. Generell gibt es zwei Bauformen : Die besagte gleisgebundene Variante und die mobile Variante auf Luftreifen. Die Schienenversion kann ihren Oberwagen um etwa 30 Grad zu den Seiten schwenken, damit der erreichbare Ladebereich größer ausfällt. Wie im Jahrbuch abgebildet, ist diese Bauform meist als reines Ladegerät ausgeführt - will heissen, der Schaufelinhalt wird in einen als Anhänger mitgeführte Lore entladen.
Die Version auf Luftreifen ist oftmals als Bunkerlader ausgeführt - hier werden keine Loren mitgeführt und das Ladegut wird nach einem Schwung über Kopf in der Kippmulde auf dem Fahrzeug gebunkert - aber keine Regel ohne Ausnahmen.
Alle Versionen haben eines gemeinsam - den Antrieb mittels Druckluft. In Bergwerken schon seit langer Zeit für den einstigen Betrieb der handgeführten Abbauhämmer vorhanden, hat der Druckluftantrieb noch einen Vorteil : Aufwendige Kapselungen, damit z.B. durch Zündfunken verursachte Explosionen zündfähiger Gasgemische vermieden werden, braucht es nicht. Zudem entstehen beim Betrieb keine giftigen Abgase wie z.B. beim Einsatz von Dieselkatzen.
Der Antrieb erfolgt mittels druckluftgespeister Lamellenmotoren. Ob diese mit reiner oder mit verölter Druckluft betrieben werden, entzieht sich meiner Kenntnis. Charakteristisch für die Lamellenmotoren ist das kernige Arbeitsgeräusch :
Video 01 : Bunkerlader unter Tage bei der Arbeit https://www.youtube.com/watch?v=liyrTWrx-7A
Video 02 : Großer Bunkerlader in der Werkstatt bei Demofahrt https://www.youtube.com/watch?v=49Sha61xSGQ
Video 03 : Wurfschaufellader auf Gleisen über Tage https://www.youtube.com/watch?v=oyVgjkBqoc0
Zugegeben - der Einsatz in Video Nr. 03 sieht nicht sonderlich effizient aus - die Arbeit unter Tage ist aber allein aufgrund der klimatischen Verhältnisse (Wärme, Staub, Feuchtigkeit) schon hart genug, da ist jede Erleichterung beim Laden schwerer Güter willkommen.
Nebenbei sollte nicht vergessen werden, dass an jedem Industriearbeitsplatz oftmals ein mehrfaches an weiteren Arbeitsplätzen hängt. Es sind also nicht „nur“ die letzten, verbliebenden Bergleute ,die (zumindest in Deutschland) verschwinden werden - neben den Kolleginnen und Kollegen über Tage in den Werkstätten und in der Verwaltung gehen auch Aufträge in externen Zulieferfirmen für Verbrauchsmaterialien, Planungs- und Ingenieurbüros, bei Dienstleistern (Verpflegung, Reinigung und Entsorgung, Krandienstleistungen, Montagen, Wartungen und Revisionen von technischen Anlagen etc.), bei Speditionen, Anlagenbauern, Baufirmen (Hoch- und Tief- Rohrleitungs- und Straßenbau, usw. für immer verloren. Dieser Punkt findet bei der aktuellen Berichterstattung in den Medien in meinen Augen viel zu wenig Beachtung.
Doch zurück zum Wurfschaufellader : Das 3D- Modell wurde in bewährter Manier „scratch“ gebaut - will heissen ohne vorliegende Zeichnungen oder Maßangaben. Einige Abbildungen aus dem weltweiten Netz bildeten die Grundlage. Ferner ist hier kein bestimmtes Modell eines einzelnen Herstellers dargestellt - vielmehr sind verschiedene Bauformen und Versatzstücke kombiniert worden. Wo etwas nicht klar zu erkennen war, habe ich erneut nach bestem Wissen und Gewissen gebaut.
Bedingt durch den Druckluftantrieb hängen alle Typen von Wurfschaufelladern im Einsatz an einem Luftschlauch wie der Taucher im Hafenbecken.
01 von 06 -- Wir bauen auf und reissen nieder, so haben wir Arbeit - immer wieder ! |