513 — Direktlink
28.03.2010, 13:15 Uhr
Rotexx
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Ich wünschte...
Ich wünschte, du könntest den Kummer des Geschäftsmannes sehen, als er sein Lebenswerk in Flammen aufgehen sieht oder die Familie, die nach Hause kam, und ihr Haus und ihre Habseligkeiten beschädigt oder sogar zerstört vorgefunden hat. Ich wünschte, du könntest fühlen, wie es ist, ein brennendes Schlafzimmer nach eingeschlossenen Kindern abzusuchen, die Flammen schlagen dir über deinen Kopf hinweg, während des Kriechens schmerzen deine Handflächen und Knien. Der Fußboden gibt unter deinem Gewicht nach, wenn die Küche unter dir zu brennen anfängt.
Ich wünschte, du könntest die Furcht in den Augen der Ehefrau um 3 Uhr morgens sehen, wenn ich ihrem Ehemann den Puls fühle und keinen finde. Ich beginne mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung, hoffe wider besseren Wissens ihn zurückzuholen, weiß aber, dass es zu spät ist. Seiner Frau und seiner Familie muss ich das Gefühl geben, dass wir alles Mögliche getan haben.
Ich wünschte, du könntest den unvergleichlichen Geruch brennender Isolierung, den Geschmack von Ruß auf deinen Schleimhäuten, das Gefühl der intensiven Hitze die durch deine Ausrüstung dringt, das Geräusch der lodernden Flammen und die Beklemmung absolut nichts durch diesen dichten Rauch zu sehen, nachempfinden. Sensationen an die ich mich zu sehr gewöhnt hab, mit denen ich zu vertraut geworden bin.
Ich wünschte, du könntest verstehen, wie es ist, am Morgen zur Schule oder zur Arbeit zu gehen, nachdem du den größten Teil der Nacht, heiß und wieder nass durchgeschwitzt, beim Großfeuer verbracht hast.
Ich wünschte, du könntest meine Gedanken lesen wenn ich zu einem entstehenden Feuer gerufen werde. Ist es ein Fehlalarm oder ein fortgeschrittenes atmendes Feuer? Wie ist das Gebäude konstruiert? Welche Gefahren erwarten mich? Sind noch Menschen eingeschlossen?
Ich wünschte, du könntest in der Notaufnahme da sein, wenn der Arzt das hübsche 5 Jahre alte Mädchen für tot erklärt, nachdem ich es zuvor Minuten lang versucht habe am Leben zu erhalten. Sie wird nie zu ihrem ersten Date gehen können und nie wieder die Worte »Mama, ich liebe dich!« sagen können.
Ich wünschte, du könntest die Frustration im Führerhaus des Löschfahrzeuges fühlen: der Maschinist muss wieder mal fest auf die Bremse treten - keine freie Fahrt, mein Daumen drückt den Schalter des Presslufthorns, wenn du dir vergeblich versuchst die Vorfahrt an einer vorfahrtsberechtigten Kreuzung zu verschaffen oder im dichten Verkehrsstau keiner Platz macht. Wenn du uns brauchst, wann auch immer es ist, deine ersten Worte nach unserem Eintreffen sein werden: »Es hat ja eine Ewigkeit gedauert!«
Ich wünschte, du könntest meine Gedanken lesen, wenn ich helfe, eine junge Frau aus dem zertrümmerten Rest ihres Wagens zu ziehen. Was wäre, wenn es meine Schwester, meine Frau oder ein Bekannter ist? Wie werden ihre Eltern reagieren, wenn vor ihrer Haustür ein Polizist steht, der seine Mütze in der Hand hält? Ich wünschte, du könntest wissen, wie es sich anfühlt, nach Hause zu kommen und meine Eltern und meine Familie zu begrüßen, aber nicht das Herz zu haben ihnen zu erzählen, dass ich beinahe von dem letzten Einsatz nicht zurückgekommen wäre.
Ich wünschte, du könntest dir die physischen, emotionalen und mentalen Belastungen von stehengelassenem Essen, verlorenem Schlaf und verpasster Freizeit vorstellen, zusammen mit all den Tragödien, die meine Augen gesehen haben.
Ich wünschte, du könntest verstehen, wie es ist, einen kleinen Jungen auf deinem Arm zu tragen, der fragt: »Ist meine Mama okay?«, und es ist dir unmöglich, ihn anzuschauen, ohne dass dir die Tränen in die Augen steigen. Du weißt nicht, was du ihm sagen sollst. Oder wie es ist, einen alten Freund zurückzuhalten, der mit ansehen muss , wie sein bester Kumpel in den Rettungswagen getragen wird. Und du weißt genau: er war nicht angeschnallt.
...SOLANGE DU DIESES LEBEN NICHT DURCHGEMACHT HAST, WIRST DU NIEMALS VERSTEHEN ODER EINSCHÄTZEN KÖNNEN, WER ICH BIN, WAS WIR SIND ODER WAS UNSERE ARBEIT WIRKLICH BEDEUTET...
Und doch, wir Mitglieder in den Feuerwehren sind nichts besonderes – und wenn du uns brauchst, dann kommen wir – auch zu dir. -- Gruß Carsten |