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29.04.2005, 22:19 Uhr
Hendrik
Moderator
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Na, seid ihr alle fit?? Es gibt viel Text Setzt mal eure Brillen auf!
BREUER
oder:
Wer gehört zu wem?
oder:
Geschichte wiederholt sich...
Im März 1950 beginnt Josef Breuer damit, in der Region von Köln die ersten Liebherr-Turmdrehkrane zu verkaufen. Er gründet ein kleines Unternehmen und wird offiziell Kranhändler. Die Liebherr-TDK erweisen sich als gutes Geschäft, denn sie sind in der Aufbauphase der jungen Bundesrepublik unverzichtbar. Erst 15-20 Jahre später - in den späten 60-ern und somit in der ersten kleinen Rezession, die die Bundesrepublik erleiden muß - strukturiert Breuer sein Unternehmen dergestalt um, daß er die Turmdrehkrane nicht mehr verkauft, sondern vermietet. 1970 und 1977 treten seine beiden Söhne, Bernd und Helmut Breuer, nacheinander in das väterliche Unternehmen ein. 1981 verstirbt Josef Breuer, und seine Söhne gründen im selben Jahr die "B+H Breuer Gesellschaft zur Vermietung von Turmdrehkranen mbH". Das Vermietgeschäft der Turmdrehkrane entwickelt sich Anfang der 80-er Jahre besonders rapide und erfolgreich; 1983 wird das Betriebsgelände in Hürth-Kalscheuren gekauft. 1986 erfolgt die Umfirmierung in "Breuer GmbH", da mittlerweile nicht nur Turmdrehkrane vermietet werden, sondern auch Fahrzeugkrane, sowie zunehmend alle Leistungen rund um die Hebe- und Schwertransporttechnologie (Maschinenmontage, Industrieumzüge, Logistik, Schwertransport, etc.). Kompetenz sowie die günstige Lage des Betriebshofes zum rheinischen Braunkohlerevier mit den verschiedenen Tagebauen und Kraftwerken hat zur Folge, daß die mächtige nordrhein-westfälische "RWE Rheinbraun AG" die Breuer GmbH exklusiv beauftragt, sämtliche Kran- und Transportleistungen im Tagebau und in den RWE-Kraftwerken durchzuführen, und desweiteren als Haupt-Gesellschafter auftritt, d.h. die Breuer GmbH wird in das Unternehmen Rheinbraun AG eingegliedert. Um diese umfangreichen und komplexen Kran- und Transportaufgaben zu erfüllen, beginnt Breuer frühzeitig Kooperationen mit anderen großen Kranverleihern in Nordrhein-Westfalen.
1989/1990 steht das Unternehmen sehr gut da; die "Breuer-Gruppe" unterhält mittlerweile auf dem Turmdrehkran-Segment sehr viele Partnerschaften/Tochterfirmen insbesondere im Ausland (u.a. Luxemburg, Paris, London, Stockholm, Barcelona, Moskau, Lemberg). Über 400 Turmdrehkrane der Breuer-Gruppe sind in ganz Europa verliehen, womit Breuer den weltweit größten Mietpark von TDK's unterhält (!).
Breuer erkennt früh die strategisch wichtige Bedeutung der DDR, und noch vor der Wiedervereinigung - im März 1990 - werden in Ostdeutschland die Tochterfirmen KAB MaxiMum GmbH (Kraftwerksanlagenbau) sowie die BtV MaxiMum GmbH (Bautechnologische Versorgung) als 100%-ige Töchter der Breuer GmbH gegründet. Im selben Jahr noch fusionieren diese beiden Gesellschaften zur "MaxiMum GmbH - Turmdrehkrane/Autokrane/sonstige Dienstleistungen" mit Sitz zunächst in Berlin (Ost) und später in Potsdam-Babelsberg. 1992 gibt es in Ostdeutschland bereits 14 Breuer-Niederlassungen; und die Gesamtanzahl der europaweit vermieteten Turmdrehkrane überschreitet die 700 (!). Zunehmend beginnt Breuer, auch Raupenkrane in das Programm aufzunehmen und zu vermieten (CC 600, CC 1200, CC 2600, CC 4800). 1994 übernimmt Breuer u.a. die Kran- und Schwertransportprofis AKV, Max Goll, Brandt und auch Wasel. 1995 gibt es allein im Bundesland Sachsen 10 Maximum-Niederlassungen, die allesamt zusammen mit der Hauptniederlassung in Leipzig den gesamten Raum Sachsen betreuen. Insgesamt gibt es in Deutschland zu besten Breuer-Zeiten (1995) an die 30 MaxiMum- und an die 15 Brandt-Niederlassungen.
In diesem rapiden anfangs äußerst erfolgreichen Breuer'schen Expansionskurs lassen sich deutliche Parallelen zur verflossenen Bohne-Gruppe erkennen, mit dem Unterschied, daß Bohne damals noch selber in eigener Regie Krane baute (Rosenkranz). Auf dem Höhepunkt der Expansion war Breuer umsatzmäßig und inflationsbereinigt sowie stückzahlenmäßig noch wesentlich stärker als Bohne - insbesondere auch aufgrund der Turmdrehkransparte - und damit gilt Breuer als mit Abstand der größte Kranverleiher, den es in Deutschland je gegeben hat; gefolgt von Bohne, Schmidbauer, AKR (die sich aus der Bohne-Gruppe neu gebildet haben) und Toense.
1-2 Jahre nach Breuers Höhenflug sind erneut die deutlichen Parallelen zur Bohne-Gruppe erkennbar: Umsatz und Stückzahlen sind nicht alles; und Umsatz und Stückzahlen nützen herzlich wenig, wenn der Gewinn fehlt - Im Geschäftsjahr 1996/97 muß die Breuer GmbH einen operativen Verlust von sage und schreibe 100 Millionen DM (!) bekannt geben. (Als Vergleich: Im Herbst 1974 meldete die Bohne-Gruppe ihren Konkurs - zwei Jahre nach ihrem umsatzstärksten Jahr (DM 200 Mio.), und 18 Monate nach dem Aufkauf des Erzrivalen Toense.) Der Katzenjammer bei Breuer/Rheinbraun ist groß, und die Ursachen sind natürlich schnell ausgemacht: Miet-, Montage- und Transportpreise sind in Deutschland im Keller; ein Umstand, den weder damals Bohne noch diesmal Breuer durch die zahlreichen Firmenaufkäufe mit dem klaren Ziel einer "Beruhigung der Preise" (man könnte es auch "Monopolisierung" nennen) haben korrigieren können. Desweiteren war die Anschubfinanzierung des Breuer'schen Aufbaus Ost (Gründung der MaxiMum-Gesellschaften) - verteilt und umgelegt auf viele, viele zukünftige Jahre - wesentlich kostspieliger und weit weniger profitabel als geplant. Die sogenannten "blühenden Landschaften" haben sich doch nicht so ganz und dauerhaft entwickelt wie vorhergesagt; eher im Gegenteil: Zumindest krantechnisch gesehen versank Ostdeutschland 1995/1996 in nie dagewesenen Überkapazitäten. Rheinbraun, an dessen finanziellen Tropf Breuer hängt, macht Druck, und Breuer muß seinen Fahrzeugpark drastisch verkleinern und den meisten Niederlassungen - genau wie damals Bohne - wieder ihre Selbständigkeit zurückgeben. Am 01.07.1998 übernehmen die Gebrüder Wasel (die 1994 ihr Unternehmen an die Breuer GmbH verkauften, aber weiterhin innerhalb der Breuer-Gruppe verantwortliche Positionen innehatten) die Breuer GmbH von der Rheinbraun AG und gründen die "Breuer&Wasel GmbH". Ebenfalls zum 01.07.1998 gehen die Raupenkrane von Breuer an die Franz Bracht GmbH. Die Turmdrehkransparte der Breuer GmbH verbleibtnoch bei RWE Rheinbraun (als sogenannte "TDK Turmdrehkran Vertriebs- und Service GmbH" innerhalb der "RV Rheinbraun Handel und Dienstleistungen GmbH"), bis auch diese Sparte im April 2003 ebenfalls wiederum durch Breuer&Wasel übernommen wird. Zum 01.01.2004 heißt Breuer&Wasel offiziell "Breuer&Wasel GmbH Schwerlastlosgistik/Turmdrehkrane". Die RWE Rheinbraun AG heißt mittlerweile "RWE Power", und Anfang 2004 übernimmt Breuer&Wasel zusätzlich von RWE Power alle Tagebaukrane und Schwertransporter.
Heutzutage ist es prinzipiell wieder wie früher: RWE Power beauftragt Breuer&Wasel weiterhin exklusiv, die entsprechenden anfallenden Kran- & Transportleistungen im nordrheinwestfälischen Kraftwerks- und Tagebau durchzuführen.
Die Breuer GmbH hatte als größte Geräte, soweit ich weiß, den AMK 1000, TC 3200, CC 4800, LG 1550/LTM 1800, AC 1600, als größten TDK den 1250 HC.
Anbei ein paar Fotos - querfeldein - fast alle aus dem Jahr 1995.
Viel Spaß.
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Edit: Bilder eingefügt
gruß hendrik Dieser Post wurde am 29.04.2005 um 23:21 Uhr von Burkhardt Berlin editiert. |