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07.12.2024, 11:17 Uhr
thomsen
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Hallo Christoph,
vielen Dank für Deine Rückmeldungen und Erklärungen. Beim „Hook Roller“ hatte ich vermutet, dass das Teil ggf. temporär für die Montage benötigt wird. Aber bei der modernen, mehrreihigen RDV ist das Teil dann tatsächlich überflüssig. Je nach Zeit, Lust und Laune werde ich hier nach dem unrühmlichen Ende von abload.de einige der alten 3D- Projekte in loser Folge wieder einstellen. Zum Schlepper :
Die Bruchlast des Schleppdrahtes liegt nach meinen Informationen bei etwa 200 t. Dort ist bzw. wäre noch genügend Sicherheit vorhanden, wenn die Winde des Schleppers kombiniert mit dem max. erreichbaren Pfahlzug eingesetzt werden würde.
Mir ist aber nicht bekannt, dass die Winde „aktiv“ zum Heranziehen eines Schiffes beim Einsatz als Schleppverband eingesetzt wird. (So wie der Baumstamm in der Forstwirtschaft oder der PKW bei Abschlepp- und Bergefahrzeugen). Ausnahme, so wie weiter oben in Teil zwei dargestellt : Der Schlepper zieht sich selbst mit dem zusammengeschäkelten Schleppstander stramm an z.B. einen Ponton oder an einen Kasko heran, wenn er als „Drückschlepper“ eingesetzt wird.
Die Zugkraft der Winde wird in aller Regel nur zum Einholen des ausgefahrenen Schleppdrahtes samt Vorlauf und Recker benötigt / eingesetzt. Der Durchhang (Gewicht) des Drahtes und ggf. Reibung durch Schrägzug am Schleppbock, wenn das durchhängende Seil „tight“ - also stramm gezogen wird (z.B. für das Drehen oder das Abbremsen eines Schiffes) muss bei der Konstruktion der Winde natürlich beachtet werden und die Zugkraft entsprechend ausgelegt werden.
Die eigentliche „Arbeitsleistung“ beim Schleppen wird dann mit der blockierten / festgebremsten Winde mit dem Schiffsantrieb (Propeller) erbracht.
Der „Pfahlzug“ - also die max. mögliche annähernd waagerechte Zugkraft des Schleppers wird in der Regel z.B. auf der Werftprobefahrt in einem „bollard pull test“ ermittelt. Dazu gibt' s im Netz auch diverse Filmbeiträge zu sehen. Es müssen bestimmte Randbedingungen vorhanden sein, wie z.B. halbwegs ruhige See, keine Strömungen, genügend Wassertiefe etc. In das Schleppgeschirr wird dann eine Zugmessvorrichtung eingeschäkelt, ein Auge des Schleppdrahtes über einen stabilen Poller an Land gelegt und das Seil langsam ausgefahren und vorsichtig stramm gezogen. Dann wird auf der Brücke „voll voraus“ gegeben und das Schraubenwasser am Heck wird weiss. Moderne Hochseeschlepper erreichen bis etwa 320 t Pfahlzugkraft.
Die eigentliche Konstruktion und die Verankerung der Schleppwinde am Schiffskörper muss dann aus Sicht der Statik natürlich für die ausgelegte Zugkraft des Schleppers geeignet sein, so dass es die Winde nicht gleich beim Pfahlzugtest vom Fundament reisst.
Was nicht passieren darf, sind ruckartige Lasteinleitungen in die Winde und weiter in den Schiffskörper. Dies wird hier beim Hafenschlepper durch die Dehnfähigkeit des Reckers (Kunststoffseil) und den Durchhang des Drahtes erreicht. Der wesentlich längere Schleppdraht bei Hochseeschleppern wird grundsätzlich immer mit Durchhang gefahren, so dass wenn das zu schleppende Anhängsel abgebremst wird, der Schlepper aber weiter zieht, der Draht nach oben gehoben wird und so eine federnde Bremsung des Schleppers erreicht wird.
Gruß Thomsen -- Wir bauen auf und reissen nieder, so haben wir Arbeit - immer wieder ! |