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07.12.2004, 23:11 Uhr
Hendrik
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Zitat: | Sebastian Suchanek posteteFür den FAQ-Eintrag (bzw. die FAQ-Einträge) suche ich die datumstechnischen Eckdaten zum AMK-1000: Wann wurde er gebaut? |
Anfang August 1984 gibt das Mainzer Kranverleih- und Montageunternehmen C. Riga der Düsseldorfer Gottwald GmbH offiziell den Auftrag, mit dem Bau eines 800 t Teleskopkran zu beginnen, um eine wirtschaftliche Alternative für schwere Gittermastkrane zu schaffen.
(800 t ist eine Größenordnung für Teleskopkrane, bei deren Vorhersage man noch wenige Jahre zuvor mit größter anzunehmender Sicherheit umgehend in die nächstbeste Klapsmühle eingewiesen worden wäre.)
Gottwald selbst bricht damit seinen eigenen Weltrekord, nämlich die Traglastgrenze für Teleskopkrane von 500 t auf 800 t zu erhöhen. Dieses ist grundsätzlich nur möglich unter Weiterentwicklung des von Gottwald patentierten HPC-Teleskopauslegers ("High Power Control"): Diese 1981 im Auftrag von Gottwald und vom Institut für Fördertechnik und Werkstoffkunde der Ruhr-Universität Bochum nach vielen Tests und Versuchen gefundene optimierte Form eines auf Biegung beanspruchten Teleskopauslegers hält die Durchbiegung sowie die seitliche Verformung des Auslegers auch bei sehr großen Belastungen extrem gering (unter 1% der Auslegerlänge). Der Grundmast sowie alle Tele-Ausleger sind mit stark dimensionierten Gurten (Eckprofilen) ausgerüstet, und diese Gurte sind rundherum mittels der eingeschweißten charakteristischen Trapezflächen verbunden, was dem Ausleger sein von weitem deutlich erkennbares "waschbrettartiges" oder "geriffeltes" Aussehen gibt. Im Vergleich zu einem normalerweise üblichen Gottwald-Teleskopausleger mit achteckigem Querschnitt wird zwar das HPC-Auslegergewicht um 43% erhöht, dem gegenüber steht jedoch eine Traglaststeigerung von 270%.
Wie schon bei den seit 1982 produzierten 400/500 t Teleskopkranen AMK 500-93 hat auch der AMK 800-103 das von Gottwald patentierte SCS-Verbindungssystem ("Speed-Connection-System"). Dabei wird der Ankoppelvorgang des Teleskopauslegers an den Basisausleger (sowie der Abstützträger beim AMK 800) mittels selbstzentrierender, hydraulisch gesteuerter Bolzenverbindungen schnell und automatisch durchgeführt. Die Verbindung der Teleskopierzylinder wird über hydraulische Schnellkupplungen hergestellt.
Das 10-achsige Fahrgestell ist eine Weiterentwicklung der bewährten Konstruktion mit Sternabstützung aus dem Gittermastkranprogramm.
1985 ist der AMK 800 das größte Ausstellungstück der Hannover-Messe. Nach der Messe geht der Kran ins Testfeld, und überrascht mit seinen Werten: Unter Einhaltung aller geltender Sicherheitsvorschriften ist eine (rechnerische) Traglast von 1000 t bei 4 m Ausladung möglich. Danach führt ihn sein erster Einsatz am 06. August 1985 in den Frankfurter Osthafen.
Nach dem Ende von Gottwald übernimmt die Krupp Industrietechnik GmbH, Wilhelmshaven, die Rechte an der HPC-Auslegertechnologie und gliedert die Gottwald-Teleskopkrane AMK 1000 und den von Gottwald neu entworfenen einteiligen AMK 400 in ihr Teleskopkranprogramm ein; sie werden unter dem Namen KMK 11000 und KMK 8400 geführt. (Der KMK 8400 wird auch gerne als "Kruppwald" bezeichnet :-) ) Die ersten 200-t-Krane der eigenen neuen "MegaTrack" Baureihe mit Einzelradaufhängung von Krupp, der KMK 6200 sowie der KMK 7200/KMK 7250, weisen anfangs ebenfalls noch das HPC-System auf; aber nur in ihren Tele-Auslegern, nicht im Grundmast.
Es muß nicht extra erwähnt werden, daß ein KMK 11000 nie gebaut wurde... |