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19.02.2016, 12:20 Uhr
Menzitowoc
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Zitat: | And1 postete … Frage: Hat sich ein Konstrukteur hier tatsächlich inspirieren lassen? Was hat die Zukunft gebracht? 
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Hallo And1,
wenn man Deine Frage eng fasst, was von meinen Überlegungen zu einem containerisierten (Groß)-Turmkran bisher von Herstellern umgesetzt wurde, muss die Antwort lauten: Nüscht!
Aber auf einzelne Aspekte bezogen sehe ich es nicht ganz so pessimistisch. Zunächst ist es mal so, dass das Thema Transport- und Montagelogistik generell den Großkranvermietern sehr auf den Nägeln brennt und damit der Transport im Rahmen der Containerlogistik interessant bleibt und sogar immer interessanter wird. In der Cranes Today, Nov. 2012, gab es mal einen längeren Artikel („In the long Haul“) dazu. Die Lösungsansätze nahezu aller Turmkranhersteller sehen aber bisher immer noch so, wie zu Anfang meiner Überlegungen vor 5 Jahren aus: Bauteile so klein zerlegbar gestalten, dass die irgendwie in einen ISO-Seecontainer gestopft werden können. Mir sind bisher immer noch nur zwei Ausnahmen bekannt: Wilbert hat an einigen seiner Krane Containerecken in die Komponenten eingeschweißt, dass sie zumindest auf ein Containerchassis gepackt werden können und Liebherr hat mit ein Patent (EP1634846 B1, Datum: 16.12.2009), wie mit zusätzlichen Containereckenrahmen ein langer Katzausleger zu einem kompakten Bündel gestaut werden kann, angemeldet. Im Liebherr-Prospekt „Vorsprung durch Modularität. Die EC-H- und EC-B-Krane“, Seite 19, ist ein Turmstück mit angeschraubtem Containerrahmen abgebildet.
Was ich jetzt neu entdeckt habe, ist ein Patent (DE102012019248 A1 , Datum. 28.09.2012)) von Liebherr, ausgerechnet zu einem riesigen A-Kran, der containerisiert aufgebaut ist und der meine Überlegungen sehr umfänglich aufgreift.
Teilweise umgesetzt wurde meine Idee zum containerisierten Zentralballastblock in kostengünstiger Stahl-Beton-Verbundkonstruktion (Posting Nr. 24 ff) von Liebherr in Form der Ballastblöcke des LR13000. Dort allerdings nur als jeweils einteiliger Block mit 25t Gewicht und ohne integrierte Stapelverriegelung. Beim Raupenkran müssen die Containereckverbinder extra eingesetzt werden. Meine Idee sah versenkte Twistlocks wie bei den stapelbaren Containerflats vor. Auch ist natürlich eine Teilbarkeit jedes Blockes in unter 10t Einheiten - wie bei meinem Kran - beim Liebherr LR13000 nicht nötig.
Die Chinesen habe das Thema bisher nach meinem Kenntnisstand noch nicht aufgegriffen. Meine böse Vermutung: Die kopieren erst, wenn ein europäischer Hersteller so etwas – auch wirtschaftlich erfolgreich - in Stahl umgesetzt hat und sie sich das Innovationsrisiko sparen können. Allerdings muss man aber auch positiv anerkennen, dass die Chinesen im Bereich der großen Turmkrane deutlich eigenständige Entwicklungswege verfolgen und nicht direkt kopieren. Ein Blick in das China-Kapitel in Stephans Turmkran-Buch belegt das. Was in China sicher auch noch eine Rolle spielt, ist die zu Europa und USA deutlich unterschiedliche Wirtschaftsstruktur bei den Turmkranen. Dort befinden sich diese noch häufig im Eigentum der Baufirmen und ein Vermietmarkt, wie bei uns, ist dort nur in Ansätzen vorhanden. So eine Containerisierung spielt erst bei vielen, langen Transporten und häufigen Montagen seine Vorteile aus.
Liebherr ist aber auch nicht untätig geblieben und hat auf dem Gebiet der Großturmkrane containerisierte Unterlegplatten entwickelt. Zeigen kann ich hier aber nur Bilder des Modells des Liebherr 1000 EC-B 125, welches Tom so phantastisch modelliert hat:
Weitere Bilder zum Unterwagen mit diesen Platten auf Tom´s Seite.
Die Stapelbarkeit und die Anbindung der Stützfüße ist in meinen Augen aber noch verbesserungsfähig.
Gruß Christoph -- Mal was ganz Anderes: Marion Walking Dragline aus Constructor (Holzbaukasten) Dieser Post wurde am 19.02.2016 um 12:24 Uhr von Menzitowoc editiert. |