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23.10.2021, 16:24 Uhr
thomsen
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Vielen Dank für die Rückmeldungen !
Bevor es weiter geht, zunächst ein kleiner Einschub : Vor einigen Tagen (Herunterheben des Sanierungsgerüstes am Kölner Dom durch den LTM 1650 von Fa. Wasel) hatte ich wieder etwas dazugelernt : Der Reporter im Fernsehbeitrag bezeichnete den Kranfahrer als „Baggerfahrer“ - was in der Branche wohl durchaus nicht ungewöhnlich ist, da sich einige Kranfahrer selber als „Baggerfahrer“ bezeichnen sollen.
Ich habe mit dieser Bezeichnung - vor allem bei einem ausgewachsenen Mobilkran mit Gittermastspitze - meine Probleme bzw. Bauchschmerzen.
Gelten lassen kann ich für meinen Teil diese Bezeichnung höchstens bei Seilbaggern, die im Schleppschaufelbetrieb in der Kiesgewinnung arbeiten, bzw. in der Anfangszeit des modernen Kranbaus (in den 50er und 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts). Zu dieser Zeit boten die einschlägigen Hersteller ihre Arbeitsmaschinen bekanntlich als „eierlegende Wollmilchsau“ für den universellen Einsatz an. Ggf. auch nach Austausch des (Gittermast-) Auslegers konnten die Grundgeräte sowohl für den reinen Kraneinsatz als auch für Baggerarbeiten - dann mit Schleppschaufel oder Zweischalengreifer oder als Hochlöffelbagger- eingesetzt werden.
Auch wenn heute gewisse Überschneidungen vorhanden sind - (wenn ein Mobilbagger das Kanalrohr am Lasthaken hängend in den zuvor ausgehobenen Graben herablässt, arbeitet er als „Kran“ - wenn ein Hydraulikkran, montiert auf einem Kipperfahrgestell, mit einem Zweischalengreifer Aushub auf die Pritsche verlädt, arbeitet er als „Bagger“) - stellen Bagger aus meiner Sicht primär Arbeitsgeräte auf einem Mobil- oder Raupenunterwagen dar, die mittels Grabegefäßen (Grabgefäß klingt so sehr nach Urne...) an einem hydraulisch betriebenem Ausleger Böden aller Art (Bodenklassen von Sand bis Fels) lösen, umsetzen und oftmals auch direkt auf bereitstehende Kipper verladen. Seilbagger in der Gewinnungsindustrie und Abbruchbagger mit ihren mannigfaltigen Anbaugeräten seien hier nur am Rande erwähnt.
Umschlagsgeräte im Hafen- und im Industrieeinsatz stellen hier in der Tat eine Mischform dar. Dabei liegt der Fokus beim „Bagger“ bei schnellen Arbeitsspielen, das Arbeiten bei Krängung (wenn der Bagger nicht ganz waagerecht steht) muss problemlos möglich sein, auch muss die gesamte Konstruktion mitunter harte Stöße und ruckartige Bewegungen beim Lösen von felsigen Böden oder bei der Arbeit mit einem Hydraulikmeißel über Jahre problemlos verkraften können.
All dies hat der Ingenieur beim Entwickeln eines Kranes, der in erster Linie im reinen Montagebetrieb arbeiten soll, aus anderer Sicht zu betrachten, wenn er beispielsweise die „Berechnungsgrundsätze für Triebwerke in Hebezeugen“ einstuft und die Windenart, die Hubklasse, die Betriebsstundenklasse, das Standardkollektiv, das Lastkollektiv, die anzusetzende Gesamtlaufzeit und die Gefahrenklassen für Hub- und Einziehwerke festlegen muss. Da gelten - je nach vorgesehenem Einsatz bei Montagebtrieb, gemischtem Montage- und Umschlagbetrieb sowie schwerem Umschlagbetrieb unterschiedliche Einstufungen, die dann auch die Einsatzmöglichkeiten des Gerätes im späteren Betrieb entsprechend einschränken.
Einmal einen Ziehvibrator für Spundbohlen an einem Mobilkran aufgehängt und zum Ziehen von besagtem Baugrubenverbau verwendet und der Kran ist nach meinem Kenntnisstand theoretisch Schrott, da er für derartige Belastungen und Vibrationen in keinster Weise vorgesehen und ausgelegt wurde.
Da ein Großkran - etwa ab der 200t- Klasse - aber wohl auch nie wirtschaftlich zum Ausbaggern einer Baugrube für ein Einfamilienhaus zum Einsatz kommen wird, bleibe ich - auch hier beim Krupp 500 GMT - bei der Bezeichnung „Kran“.
Bevor es weitergeht, hier zunächst Korrekturen am schon gezeigten Vorderwagen, die ich Dank BUZ' s Hinweisen abgeändert habe. Die Blinker an der Fahrzeugfront waren etwas zu groß geraten und sind hier entsprechend verkleinert worden,
Das Kabineninnere wurde weitgehend vorbildgerecht geschwärzt. Auf der Tür ist hier ein Karo- Steppmuster der Innenverkleidung dargestellt.
Auch wurde bei den Sitzen in der UW- Kabine statt des geschlossenen Faltenbalges die Mimik der Sitzfederung und der –Höhenverstellung offen sichtbar dargestellt.
Was den Krupp 500 GMT in erster Linie von anderen Kranen unterscheidet, sind seine Schwenkstützen als Fahrzeugheck, die neben der Abstützung während des Kranbetriebes auch als Fahrwerke bei Verlegungsfahrten dienen. Ein Bauteil - zwei Funktionen. Hier sei Eingangs direkt erwähnt, dass ich bei der Darstellung der Hydraulik- und Druckluftverrohrung an den Innenseiten der Schwenkstützen vom Vorbild abgewichen bin.
Dieses aus zweierlei Gründen :
Die mir vorliegenden Bilder vom Sparrows- Kran auf der Hannover- Messe bilden keine kompletten Leitungsverläufe von A nach B ab. Dazu kommt, dass alles mit roter Farbe überlackiert worden ist, (die dann auf dem Gummi der Kabel und Hydraulikschläuche nach kurzer Zeit wunderbar abblättert) so dass eine Unterscheidung zwischen festem Metallrohr, Schlauch oder Kabel mitunter recht schwer fällt. Wenn ich einen Hydraulik- Schaltplan vorliegen hätte, würde der mir auch nicht viel nutzen, da ich diesen nicht lesen und verstehen könnte.
Zum anderen sind die Hydraulikschläuche - wo erkennbar - zu den einzelnen Fahrwerken teils in recht großen Schlaufen frei durch die Luft geführt. Diese dann bei jeder Drehung der Fahrwerke in allen Richtungen und dabei ggf. auch noch mehrfach gekrümmt neu zu zeichnen - dieser Aufwand erschien mir zu groß. Deshalb habe ich nach dem goldenen CAD- Motto „Das größte gemeinsame Vielfache“ die Verrohrung und Verschlauchung als Prinzipdarstellung vereinfacht dargestellt und so angeordnet, dass ich diese nach dem Kopieren des Unterwagens und Ausschwenken der Abstützungen auch mit für mich vertretbarem Aufwand für die dann neue Position umzeichnen kann.
Etwa mittig an den Schwenkstützen sind hier zwei Laschen zu erkennen. Diese sind auch jeweils auf den Innenseiten der Schwenkstützen vorhanden und bilden die Aufnahmen für entsprechend zu unterbauende Traversen bei den ganz schweren Hüben. Dazu in einem folgenden Posting noch mehr. Auch für diesen Kran gilt : Die 500 t Hubvermögen sind nur ein theoretischer Wert, der ansatzweise nur mit Sonderkonstruktionen auf einem praxisfernen Radius erreicht werden kann / könnte.
Zählen wir noch kurz die Achsen des Unterwagens durch : Der Triebteil in Fahrtrichtung gesehen vor dem Zentralkessel ist - wie bereits weiter oben angesprochen - mit vier Lenk- / Triebachsen ausgestattet. An oder besser unter den Schwenkstützen sind in Fahrtrichtung gesehen die Achsen fünf bis neun angeordnet, wobei Achse fünf als einzige Achse nicht gelenkt ist. Die Achsen sechs, sieben und acht verfügen jeweils über einen Hydraulik- Lenkzylinder, der in orangem Farbton hier seitlich aussen an den Schwenkstützen zu erkennen ist. Achse neun wird ausschließlich über die Schubstange angelenkt, ist ihrerseits jedoch mitsamt des Stahlbaus abbolzbar bzw. abklappbar am restlichen Stahlbau der Schwenkstütze befestigt. Die Achsen fünf bis neun sind zudem allesamt nicht angetrieben.
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