120 — Direktlink
10.05.2020, 14:17 Uhr
Schmidti
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Tja, da gehen die Meinungen ja offensichtlich stark auseinander was die richtige Strategie ist...
Wenn es nur darum geht, eine Überlastung des Gesundheitssystems zu vermeiden, also dass man Patienten die lebensnotwendige intensivmedizinische Betreuung benötigen nicht auf die Straße setzen muss (in Italien so geschehen), scheint Deutschland ja ganz gut dazustehen. Wenn ich das richtig verfolgt habe, wurden die Intensivkapazitäten in den letzten Monaten fast verdoppelt und mehr als die Hälfte davon stehen aktuell leer. Man könnte also selbst einen erneuten Anstieg der Infektionszahlen verkraften, ohne dass es zu Kapazitätsproblemen kommen würde. Das schützt natürlich nur vor einer wirklich Katastrophalen Entwicklung, aber nicht davor, dass Menschen krank werden und auch nicht davor, dass gerade in Altenheimen viele Alte sterben. Der absolute worst-case scheint aber in der Tat abgewendet zu sein.
Aber nur weil der Gegner gerade mal am Boden liegt, gibt es eigentlich keinen Grund sich entspannt abzuwenden. Das sieht man schon oft genug in schlechten Filmen. Viel mehr ist es die ideale Chance nochmal richtig den Hammer raus zu holen. In den letzten Wochen ging die Zahl der Neuinfektionen nahezu exponentiell zurück und liegt nun bei etwa 7000 pro Woche. Immer noch viel! Aber mit den ganzen Maßnahmen halbierte sich die Zahl etwa alle 10 Tage. In nicht allzu ferner Zeit käme man also in den Bereich von vielleicht 100 Infektionen pro Tag. Ab diesem Punkt sollte es machbar sein, wieder jede einzelne Infektion zu verfolgen, Infektionsketten nachzuvollziehen, Kontaktpersonen zu identifizieren und zu isolieren und damit wieder die Kontrolle über die Epidemie zu gewinnen. Ab diesem Punkt hat man eine Chance dem Virus nahezu komplett den Gar aus zu machen, so wie z.B. in Südkorea.
Also meine Strategie wäre "Play to Win". Aber dazu scheint ein großer Teil der Bevölkerung nicht geduldig und nicht diszipliniert zu sein. Dabei waren die Einschränkungen in Deutschland ja recht liberal, verglichen z.B. mit der Situation hier in Italien, und erlaubten sehr viele persönliche Freiheiten.
Gruß Schmidti |