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27.01.2017, 15:41 Uhr
Menzitowoc
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Hallo,
im vorangegangenen Posting habe ich Euch den künstlichen Endmast für den Flachlandseilkran gezeigt, der am Exkursionspunkt 3.3.5 „Kurzholzrückung mit dem Flachlandseilkran“ auf der KWF-Tagung 2016 in Roding vorgeführt wurde. Die Innovations dort bezog sich vorwiegend auf das Arbeitsverfahren und nur ein kleiner Teil – der „Skischuhfuß“ zum Schleppen des liegenden Mastes – war technischer Natur.
Der Laufwagen dagegen, der zusammen mit der Firma Konrad Adler vom Lehrstuhl Forsttechnik der TU-Dresden entwickelt wurde, ist dagegen eine sehr technische Innovation.
Damit der Flachlandseilkran eine große Spannweite ohne Zwischenstütze erreicht und auf empfindlichen Flächen das Holz vollständig hängend (also nicht schleifend) aus dem Bestand bringen kann, benötigt man einen sehr leichten Laufwagen mit einer 2-Seil-Winde. Die Erfinder haben sich deshalb dafür entschieden, einen Laufwagen (Patent DE 10 2014 113 585 A1) zu konstruieren, der keinen eigenen Motor hat, sondern seine Energie/Antriebskraft nur aus dem Zugseil bezieht. Damit entfällt schon mal ein großer Gewichtsbatzen – vgl. als Gegenbeispiel den Seik Skybull 60 Laufwagen/Seilkran mit 128kW Dieselmotor und einem Eigengewicht von 2,9t!
Das durchlaufende Zugseil wird dazu einmal im Laufwagen um eine Antriebswelle geschlungen und durch wechselweises Festbremsen von Zugseil im Laufwagen oder Laufwagen gegen das Tragseil können mit nur einem Freiheitsgrad (Zugseil eben) zwei Freiheitsgrade (Fahren und Heben) bedient werden. Natürlich ist im Prinzip so eine Konstruktion mit einer umschlungenen Seilrolle als Antrieb nichts Neues. Allerdings ist es so, dass beim Umlauf des Seils um diese Antriebsrolle das Seil eine axiale (seitliche) Bewegung auf der Rolle machen muss und zwar um je einen Seildurchmesser pro Umschlingung. Diese Gleitbewegung führt in Verbindung mit der Seilanspressungskraft zu einem erheblichen Seilverschleiß.
Hier setzt jetzt die auf der KWF-Tagung gezeigte Erfindung von Christian Knobloch von der TU-Dresden, Lehrstuhl Forsttechnik (Prof. Erler) an: Es wurde dazu dieser Demonstrator gezeigt – genannt „umstülpbare Seiltrommel“ oder Treibtrommeltrieb (Patent WO 2015 / 000466 A3).
Er besteht aus einem Stator (auf dem Holzbrett verschraubt), der fest im Laufwagen installiert ist. Im Inneren des Stators befinden sich kleine Röllchen, die das Seil am Umfang auf einer Spiralbahn mit der Steigung d=Seildurchmesser seitlich führen. Im Inneren befindet sich die eigentliche Triebtrommel, die durch das umgeschlungene Zugseil angetrieben wird. Damit das Seil nicht axial/seitliche gleiten muß, besteht diese Trommel aus mehreren balligen Rollen am Umfang, deren Drehachsen jeweils orthogonal zur Trommelachse liegen. Bei der Lateralbewegung des Seils wird dieses also von den balligen Rollen gestützt, ohne Gleiten zu müssen – die Rollen drehen sich unter/mit dem Seil nach der Seite.
In der gezeigten Form hat der Prototyp eine Eigengewicht von 400 kg, was noch auf 300 kg in der Serienversion abgespeckt werden soll und kann 2,5t Nutzlast tragen. Übrigens: Die Bezeichung „antriebslos“ beim Laufwagen bezieht sich natürlich nur auf die Hauptkraftquelle. Zum Schalten der Bremsen (Seilklemme, Patent DE 10 2014 113 486 A1), für die Funktechnik und für die elektronische Überwachung wird natürlich auch Energie benötigt, die in Form einer Batterie/Akku bereitgestellt wird. Diese ist aber viel kleiner und leichter, als für einen Primärantrieb der Hubtrommel notwendig wäre.
Hier noch mal der Link zum ausführlicher Artikel in der Forstpaxis zum Einsatz des Systems und der Prospekt, der verteilt wurde: , ,,
Gruß Christoph P.S.: Link zum Image-Shack-Album mit den Forstmaschinenbildern in voller Auflösung. -- Mal was ganz Anderes: Marion Walking Dragline aus Constructor (Holzbaukasten) Dieser Post wurde am 27.01.2017 um 15:44 Uhr von Menzitowoc editiert. |