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22.05.2019, 21:09 Uhr
thomsen
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Beim Blättern im Buch „Schwertransporte auf dem Weg durch die Jahrhunderte“ der Autoren Erich Hoepke und Gino Koster, erschienen im Motorbuch- Verlag, bin ich auf Seite 201 an zwei Zeichnungen hängengeblieben. Die Abbildungen zeigen als Schnittansicht und Draufsicht einen „historischen“ Sektionstransporter, der z.B. in der Werftindustrie für den Transport von vorgefertigten Stahlbauteilen eingesetzt werden könnte. Laut dem Begleittext wurde dieser etwa Mitte der 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts von der Fa. Mafi entwickelt. Wer das Buch im heimischen Bücherregal stehen hat, sollte es jetzt zur Hand nehmen.
Die Konstruktion besteht im Wesentlichen aus einem Außenrahmen und zu Tandems zusammengefassten, blattgefederten klassischen Pendelachsen. Als Antrieb ist ein einachsiger Triebkopf dargestellt, der über eine parallelogrammartige Führung und ein Drehlager mit dem Außenrahmen verbunden ist. Für das selbständige Aufnahmen und Absetzen von Lasten soll der Außenrahmen etwa 30 cm angehoben werden können.
Mein Interesse war geweckt, diesen unbekannten Transporter einmal als 3D- Modell umzusetzen. Bei eingehender Betrachtung konnte ich mir jedoch nicht erklären, wie die Hubbewegung des Außenrahmens bewerkstelligt werden sollte. Entsprechende Antriebe bzw. Hydraulikzylinder konnte ich in den Abbildungen nicht entdecken. Also habe ich Fa. Mafi kontaktiert, in der Hoffnung, genauere Angaben zu diesem Projekt in Erfahrung zu bringen.
Auf diesem Wege noch einmal ein großes Dankeschön für den freundlichen Kontakt zu Fa. Mafi.
Leider lagen keinerlei Informationen zu diesem Projekt vor. Es muss wohl sogar davon ausgegangen werden, dass dieser Sektionstransporter niemals - vermutlich auch nicht einmal als Prototyp - gefertigt worden ist. Das Projekt hat den Zustand der Studie augenscheinlich nie überschritten, da nach der Konkretisierung der Idee und ersten zeichnerischen Umsetzungen bei der Entwicklung erkannt wurde, dass dem Konzept aus verschiedenen technischen Gründen keine Zukunft beschienen sein würde.
Diese Auskunft deckt sich auch mit kritischen Worten im Begleittext : So sei die Konstruktion - verglichen mit den heute verbreiteten, modular erweiterbaren Plattformwagen - nicht so stabil, die gewählte Konstruktionsform mit klassischen, spurstangengelenkten Pendelachsen nicht so beweglich und nicht zuletzt die gewählte Form des Antriebs mit nur einer angetriebenen Achse wohl als nicht ausreichend zu bezeichnen. Letztlich hatte man gem. der Autoren die richtige Idee, die gewählte Technik zur Umsetzung aber war falsch gewählt.
Auch bei / nach der Durcharbeitung als CAD 3D- Modell sehe ich so manchen Punkt kritisch bzw. stelle einiges in Frage, dazu später mehr.
Eines aber sei ganz klar vorangestellt : Es geht hier keineswegs darum, das gezeigte Konzept dieses Sektionstransporters zu „zerlegen“ - ganz im Gegenteil. Nur wenn man es wagt, ausgelatschte Pfade zu verlassen und Neues anzudenken - auch mit der Gefahr, damit in der Sackgasse zu landen - kann so etwas wie Fortschritt entstehen.
In der Tat aber halte ich die Angabe, das Konzept stamme aus Mitte der 60er Jahre für fraglich. Bekannterweise wurde von Fa. Scheuerle die hydraulisch abgestützte Pendelachse bereits etwa Mitte - Ende der 50er Jahre entwickelt, patentiert und zum Einsatz gebracht. Warum also zehn Jahre später ein Konzept mit „alter“ Technik auflegen, mit dem man sich technologisch gegenüber bereits im Markt eingeführten, besser für diesen Zweck geeigneten Entwicklungen einschränkt ?
Nach diesem doch recht ernüchternden Stand der Quellenlage hatte ich mich dann doch entschlossen, das 3D- Modell umzusetzen, denn wie bereits in Posting 001 dieses Threads aufgeführt, sind hier auch Darstellungen von Fahrzeugen, die es nicht über das Zeichenbrett hinaus geschafft haben nicht ausgeschlossen. Zudem ließ eine recht hohe Anzahl baugleicher Teile und die Möglichkeit, einige Teile aus bereits gezeichneten Projekten zu verwenden, einen schnellen Baufortschritt erwarten. Bei dem einachsigen Zugkopf bin ich von den Darstellungen im Buch abgewichen und habe den Traktor mit Versatzstücken eines modernen Scraper- Zugkopfes gebaut. Bei dem eigentlichen Transport- „Anhänger“ habe ich mich weitestgehend an den Abbildungen im Buch orientiert.
Da nur eine Antriebsachse vorhanden ist, sollte sich der Einsatz auf ebene und weitläufige Werft- und Industrieareale beschränken. Hier Darstellungen mit angehobenem Transportrahmen. Ansatzweise zu erkennen sind die Blattfedern, mit denen die kurze Achse für ein Radpaar an den einzelnen Fahrwerken geführt wird. Dies sehe ich bereits als erste Einschränkung : Eine hydraulische Blockierung der Federung wird wohl nicht vorhanden sein - die handbetätigte Blockierung mittels Schraubspindeln ist bei der großen Anzahl der Fahrwerke nicht zumutbar - was bedeutet, dass der Transporter beim Anheben von Lasten erst einmal (deutlich ?) einfedern wird. Da ist die druckölunterstützte Pendelachse im Vorteil - sie ist ja quasi schon hydraulisch blockiert. Setzen wir also für die folgenden Darstellungen voraus, dass aufgrund der Vielzahl von Federpaketen und der Möglichkeit, diese entsprechend hart auszulegen, das Ganze im Rahmen des Gedachten funktionieren wird.
Die Gesamtlänge des Sektionstransporters beträgt 25,40 m, der Transportrahmen ist 19,90 m lang und 5,50 m breit. Im abgesenkten Zustand ist das Fahrzeug genau 2 m hoch, für das Transportieren von Lasten kann der Rahmen um gut 30 cm angehoben werden. Auch im abgesenkten Zustand überragt kein Teil des Zugkopfes die Oberkante des Transportrahmens.
Noch einmal mit angehobenem Rahmen. Unterhalb der parallelogrammartigen Führung sind zwei kleine, orange Hydraulikzylinder zu erkennen. In der Seitenansicht der Abbildungen im Buch ist an dieser Stelle ebenfalls etwas dargestellt, das einen Hydraulikzylinder darstellen könnte. Nun kann ich mir nicht vorstellen, dass mittels dieses / dieser Zylinder der Hubvorgang des Transportrahmens - womöglich auch noch mit Last - bewerkstelligt werden sollte. Ich habe die Zylinder einschließlich der angelenkten Hebel wie in der Darstellung an dieser Stelle belassen und dort als Zugzylinder ausgelegt. So könnte mit diesen Zylindern wenigsten etwas Druck auf die Antriebsachse ausgeübt werden - vergleichbar mit einem hydraulischen Schwanenhals, der ja auch Druck auf die Sattelplatte bringt. Dort aber wohl effektiver mittels fetter Druckzylinder.
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