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21.01.2016, 15:37 Uhr
Menzitowoc
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Hallo,
im Januar 2015 habe ich diesen Liebherr 32H Schnelleinsatzkran mit Vollwand-Faltturm in Liederbach am Taunus aufgenommen. Der Kran war Baujahr 2008 und stammte von Liebherr Industrias Metalicas S.A. aus Pamplona (Spanien), wie auf dem Typenschild angegeben.
Blick auf die hydraulische Auslegerfaltmechanik und die Führungsrollen für das Katzfahrseil zur Auslegerspitze. Die Auslegerfaltung erfolgt über nur einen Drehpunkt auf der Ebene des oberen Gurtrohres. Die Laufkatzbahn wird also getrennt. Bei den Potain-Kranen der IGO bzw. HD Serie gab es dagegen ein kleines Zwischenstück, so dass die Laufbahn nur geknickt, aber nicht getrennt wurde. Die Seilführung war dort etwas einfacher gelöst, weil alles an der Auslegerunterseite entlangführte – vgl. 2. Bild in Posting Nr. 212 vom 2.11.2011 im „TDK Potain“-Thread.
Die Funktion des Katzfahrens erfolgt über eine fliegend angebrachte Trommel neben dem Ausleger; das Katzfahrseil läuft also auch komplett neben dem Ausleger, und nicht wie sonst üblich unter und durch den Auslegerquerschnitt. Für Wartungsarbeiten ist das natürlich deutlich kritischer, als die Potain-Lösung mit der Katzfahrtrommel im Turmfuss.
Der Oberwagenrahmen ist sehr einfach mit zwei außenliegenden H-Profilen und einigen Deckblechen gestaltet. Gleiches gilt auch für den Turm, der nur einen einfachen Rechteck-Querschnitt aufweist.
Blick auf das Oberwagenheck mit dem Auflagebereich für das Gegengewicht. Bei den früheren SE-Kranen gab es auch mal die Option Gußballast, aber das hat sich wohl wegen der hohen Kosten nicht durchgesetzt. Bei den H-Kranen gibt es deshalb durchweg nur Betonballast – der untere gelbe Block, der auch beim Transport am Kran verbleibt und beim Aufrichtvorgang nötig ist, scheint aber weiterhin aus Metallguss zu bestehen.
Der Unterwagen ist, wie allgemein auch bei anderen Herstellern in dieser Größenklasse üblich, als punktsymmetrische Topfkonstruktion mit vier identischen Schwenkstützen ausgeführt.
Der Turm wird, wie bei Kranen dieses Konzeptes üblich, über einen hinter dem Turm angebrachten Hydraulikzylinder und über Kniehebel aufgefaltet. Leider hat Liebherr hier auch die schlechte Konstruktion der anderen Hersteller übernommen und die Kolbenstange nach oben ausfahren lassen. Damit sammelt sich auf der Kolbenringdichtung immer sehr schön das Regenwasser und sonstiger Dreck. Bei den damaligen SE-Kranen war der Zylinder noch nach unten ausgerichtet, was auch werblich deutlich herausgestellt wurde - siehe Bsp. Liebherr 20-SE; englischer Übersichsprospekt, Seite 10, Bild oben links (PDF-Dokument Seite 7))
Wenn ich mir die ganze Krankonstruktion so ansehe, vermisse ich doch sehr die konstruktive Eleganz, die viele Liebherr-Produkte sonst auszeichnet. Es wundert mich nicht, dass in dieser Kranklasse und bei diesem Krankonzept die Potain-IGO-Krane (bzw. die Vorgänger Potain HD) eine deutlich bessere Marktdurchdringung aufweisen. Diese Krane werden zwar immer von Liebherr angeboten, doch schnurrt die Typenvielfalt der Baureihe immer recht schnell im Laufe des Produktlebenszyklus zusammen. Es geht halt doch nichts über eine echte Bieberacher Eigenkonstruktion – zusammenbauen kann man sie ja weiter in Spanien.
Kann sich die Konstruktion wenigstens in Südeuropa durchsetzen?
Gruß Christoph P.S.: Link zum Image-Shack-Album mit insgesamt 10 Bildern. -- Mal was ganz Anderes: Marion Walking Dragline aus Constructor (Holzbaukasten) Dieser Post wurde am 21.01.2016 um 15:48 Uhr von Menzitowoc editiert. |