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28.08.2020, 12:45 Uhr
Menzitowoc
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Hallo,
auf der Bauma 2019 stellte Spierings die Serienversion des SK487-AT3 eDrive CityBoy Mobilbaukrans vor. Schwerpunkt der Darstellung war erwartungsgemäß das Plug-In Hybrid-Antriebskonzept mit Dieselmotor, Batterie für Fahr- und Kranantrieb und die Fremdstromeinspeisung. Was aber leider etwas dabei unterging ist das patentierte Abstützkonzept IFP Outrigger Technology (Intelligent Foot Print Technology) genannt, welches mit dem ESTA-Award (Innovations – Manufacturer) ausgezeichnet wurde. Unter NL2019784B1 wurde das Konzept 2017 eingereicht und am 29.4.2019 wurde das Patent erteilt und veröffentlicht.
Spierings geht damit ein Problem an, welches bisher bei den Schiebeholmabstützungen nie befriedigend gelöst wurde: Damit die Stützkräfte übertragen und in den Unterwagen geleitet werden können und gleichzeitig der Schiebeholm ausreichend Spiel zum Einschieben hatte, war ein recht großer Überlappbereich zwischen Schiebeholm und Außenkasten nötig. Damit war die maximale Abstützbreite bei gegebener Unterwagenbreite beschränkt – es mußte ja die eben genannte Überlappung abgezogen werden. Die bisherige Lösung mit zweistufigen Schiebholmabstützungen war generell eine ehr labberige Konstruktion. Gottwald hat das Problem bei einigen H-abgestützen Krane so gelöst, dass die Stützholme an der Fahrzeugseite verbolzt wurden – somit fast kein Spiel und sehr wenig Überlappung nötig – siehe z.B. die Stützen am Gottwald AK210-73, die aber zum Transport nicht eingeschoben, sondern übergeklappt werden mußten.
Spierings schafft es mit seiner IFP Outrigger Technology eine Abstützbasis von 7,25m bei nur 2,5m Fahrzeugbreite zu realisieren, also einen Faktor von 2,9 zwischen Abstützbreite (beidseitig natürlich) und Fahrzeugbreite mit einer einstufigen Schiebeholmabstützung zu erreichen. Konventionelle Abstützungen kommen nur auf einen deutlich geringeren Faktor (z.B. Liebherr LTM 1060-3.1: Faktor 2,47) Ein weitere Vorteil der einstufigen Schiebeholmabstützung ist, dass das Innere des Schiebholms keinen weiteren Platz für den zweiten Holm lassen muß, sondern mit voluminöser Aussteifungsstruktur gefüllt werden kann, was Spierings beim ausgeführten Kran auch gemacht hat (Gitterstruktur mit Winkelblechen).
![](https://imagizer.imageshack.com/v2/1024x768q90/923/bJAQJH.jpg) Diese Prinzipskizze der IFP Outrigger Technology wurde auf der Bauma neben dem Kran gezeigt. Sie zeigt eine Schiebeholmstütze in der voll ausgeschobenen Extremposition. Am Obergurt befindet sich die formschlüssige Verriegelung zwischen Schiebeholm und dem Fahrzeugrahmen bzw. dem Außenkasten der Schiebeabstützung. Am Langlochende im Untergurt greift der Zuglenker an, der sich im Inneren des Außenkastens in einer Hakenlagerung wiederum abstützt. Ziel der ganzen Konstruktion ist, den Überlappbereich zwischen Innen- und Außenkasten sehr stark zu verkleiner, um die Stütze extremal ausfahren zu können.
![](https://imagizer.imageshack.com/v2/1024x768q90/923/pvstQr.jpg) Quelle: Patentschrift NL2019784B1, Fig. 3 (links) und Fig. 4C und 4D (rechts) In den Zeichnungen der Patentschrift kann man das ausgeführte Bauprinzip noch einmal besser erkennen: Die Zeichung links zeigt eine Übersicht der kompletten Schiebeholmabstützung. Dort erkennt man auch die jeweils zweite Stützposition mit einer weiteren Raste am Obergurt, die etwa bei 2/3 der vollen Ausschublänge angeordnet ist. Bei etwa 1/3 der vollen Ausschublänge ist eine konventionelle Verstärkung am Obergurt angebracht, um den Kran auch an dieser Position abstützen zu können, wobei dort nicht die Verriegelung genutzt wird, sondern die normale Anlage zwischen Schiebeholm und Außenkasten. Ebenfalls gut zu sehen ist die Gitterstruktur des Schiebholms gegenüber der sonst üblichen reinen Flachblechstruktur. Beim tatsächlich gebauten Kran sind die Gitterlöcher mit Blendblechen verschlossen. Die beiden Zeichungen rechts zeigen die Stütze in den beiden möglichen Verriegelungspositionen. Der Zuglenker hat ebenfalls zwei Widerlagerpositionen im Inneren des Außenkastens. Im Schiebeholm gleitet er in einem Langloch und stützt sich an dem inneren Ende des Langloches mit seiner Zugkraft ab.
![](https://imagizer.imageshack.com/v2/1024x768q90/922/8mk875.jpg) So sieht es dann in der Realität am Kran aus. Dieses Bild zeigt eine komplett ausgefahrene Stütze. Am Obergurt sieht man weiter außen die Verstärkungsbleche für die ca. 1/3 Position, dann die leeere Verriegelungstasche für die 2/3 Position und ganz nah am Rand des Außenkastens die eingesetzte Verriegelung. Die Öffnungen der dreiecksförmigen Gitterstruktur des Holms sind mit gesteckten und geschraubten Blendblechen geschlossen.
![](https://imagizer.imageshack.com/v2/1024x768q90/923/MUiwK8.jpg) Diese Stütze ist auf die 2/3 Position eingefahren und die Verriegelung ist in die Tasche am Obergurt eingeklingt.
![](https://imagizer.imageshack.com/v2/1024x768q90/924/dbtZFS.jpg) Ansicht der eingeklingten Raste in die Rasttasche am Obergurt des Schiebholms.
Auf Vimeo gibt es eine Computeranimation der Funktionsweise des Spierings SK487-AT3 CityBoy, bei der ab 1:47 min die Stützkonstruktion animiert dargestellt wird.
Gruß Christoph P.S.: Link zum Image-Shack-Album mit den Aufnahmen aller Mobilbaukrane in voller Auflösung. -- Mal was ganz Anderes: Marion Walking Dragline aus Constructor (Holzbaukasten) Dieser Post wurde am 28.08.2020 um 14:22 Uhr von Menzitowoc editiert. |