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04.07.2008, 09:09 Uhr
Daniel Sobczynski
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Hallo Christoph
Das war ich mit der Kesselbrücke! Wir waren auf den weg nach Wieland in Vöhringen. Geladen hatten wir eine Bolzenerwärmungsanlage. Die Schüssel kam Zeitgleich aus Krefeld dazu.
Hier der Bericht aus der Zeitung dazu:
Lammersdorf. Einen Industrieofen zu konstruieren, ist die eine Sache, ihn an seinen Bestimmungsort zu liefern, die andere Sache. Das weiß man auch bei der Firma Junker in Lammersdorf. Hier gehören Schwertransporte zum Firmenalltag, doch die Verlade- und Transportaktion, die am Dienstagabend auf der Jägerhausstraße ablief, sprengte den Rahmen des Alltäglichen.
Auf dem Firmengelände stand eine Bolzenerwärmungsanlage zur Auslieferung bereit, die den aufwändigsten Schwertransport seit rund 15 Jahren erforderte. Auch eine Reihe von Junker-Mitarbeitern fanden sich an diesem lauen Sommerabend ein, um das Spektakel bei Einbruch der Dunkelheit zu verfolgen.
Ein Spezialunternehmen aus Moers war vorgefahren, um den 45 Tonnen schweren Ofen zur Firma Wieland ins 600 Kilometer entfernte Vöhringen bei Ulm zu transportieren. Der Ofen ist das zentrale Stück der gesamte Anlage, die insgesamt vier Schwertransporte erforderte. Das Unternehmen bei Ulm ist weltweit Marktführer in der Kupfer-Halbzeug-Herstellung.
Das 42 Meter lange Gefährt mit 13 Achsen und 4,20 Meter Breite zog auch einige Schaulustige an, und Junker-Geschäftsführer Alexander Großhäuser ließ sich den Start ebenso wenig entgegen wie auch Günter Valder, der Projekt-Management-Leiter des Lammersdorfer Unternehmens.
Im Februar 2007 wurde die Bolzenerwärmungsanlage in Auftrag genommen; der Auftragswert liegt bei rund vier Millionen Euro. Günter Valder, der den Konstruktionsprozess intensiv begleitete, sieht nun mit Spannung dem 1. August entgegen. «Dann soll die Anlage den ersten Block spucken.»
Bis 1050 Grad Hitze werden im Ofen erzeugt, und was den Konstruktionsleiter besonders stolz macht, ist die Tatsache, dass die Anlage mit einem Wirkungsgrad von 80 Prozent einen beachtlichen Beitrag zur Co-2-Minderung liefert. Ein um 20 Prozent geringerer Verbrauch an Erdgas bedeute «absolutes Neuland», und die von Junker angebotene neue und vor allem umweltfreundliche Technik habe schließlich auch alle anderen Mitbewerber aussteigen lassen. «Ich denke, dass uns diese Technik auch weiterhin einen klaren Wettbewerbsvorteil bietet», ist Valder überzeugt. Ein Team von 30 Junker-Mitarbeiter begleitet den Aufbau der Anlage, die in etwa zwei Jahren volle Leistung entfacht, und dann rund um die Uhr Betrieb sein wird.
Die Verfrachtung in die südöstlichste Ecke Deutschland ist seit Januar minutiös geplant. Das Transport-Unternehmen verfügt über eng begrenzte Kapazitäten - da darf nichts schiefgehen, denn die Ladung muss pünktlich am Donnerstagmorgen um sechs Uhr vor Ort sein. Um so ärgerlicher ist dann, wenn die erste unplanmäßige Hürde bereits in 100 Meter Entfernung in der Bahnhofstraße in Lammersdorf zu finden ist. Trotz des zwei Tage vorher ausgewiesenen Halteverbotes stand auf dem Parkplatz vor der Gaststätte Burghof ein Pkw, der eventuell zum Hindernis werden könnte. Die Polizei suchte in der Nachbarschaft nach dem Halter, doch es war niemand aufzutreiben.
Richtig eng wurde es allerdings noch einmal einige Kilometer weiter. An der Dauerbaustelle auf der B258 mussten einige Baken beiseite geschoben werden, und in der scharfen Kurve am Roetgener Bahnhof musste der Schwertransport in den Gegenverkehr gelenkt werden. Hier blieb er bis etwa Höhe Marienbildchen auf der linken Seite, auch um den Straßenbäumen nicht zu nahe zu kommen.
Für Kraftfahrer Tim Walden aus Wesel, der sich beiden Nachtschichten auf der Autobahn mit seinem Arbeitskollegen Daniel Sobcynski aus Stolberg teilt, sind solche Geschichten Alltag auf der Straße. Mehr Sorgen bereitet ihm da schon ein möglicher Reifenplatzer, der selbst bei nur 62 Stundenkilometer Höchstgeschwindigkeit eine erhebliche Gefahr bedeuten würde. Für den 35-Jährigen aber ist Schwertransport-Fahren ein Riesending: «Das fährt halt nicht jeder.» Seine bisher größte Last war übrigens ein 336 Tonnen schwerer Reaktor.
Für die Sicherheit auf der Strecke sorgt die Polizei. Die beiden Beamten Günter Kaulen und Günter Leutsch vom Verkehrsdienst Aachen sind Profis im Begleiten von Schwertransporten, die ausschließlich nachts fahren dürfen. Bis zu acht Transporte begleiten sie wöchentlich durch die Dunkelheit. Eine Flut von Genehmigungen ist erforderlich. Beim Lammersdorfer Transport läuft im Vorfeld alles glatt. Der Fahrer kann sogar ein TÜV-Gutachten vorlegen, dass die einwandfreie Sicherung der Ladung bestätigt. Das erspart der Polizei viel Arbeit. «Wir tragen schließlich die Verantwortung dafür, dass alle geltenden Rechtsvorschriften eingehalten werden,» sagt Günter Kaulen.
Die Sache mit dem Falschparker ging dann auch gut aus: Die Fahrer des Schwertransportes nahmen vor dem Start einmal kurz Maß und entschieden, dass es wohl knapp reichen würde. Der Abschleppwagen musste also nicht bestellt werden. Mit leichter Verzögerung konnte dann um 22.18 Uhr die Reise losgehen, und Dutzende blauer und gelber Blinklichter zuckten in der Jägerhausstraße, ehe die Dunkelheit das Ungetüm schluckte. -- LG Daniel Dieser Post wurde am 04.07.2008 um 09:13 Uhr von Daniel Sobczynski editiert. |