067 — Direktlink
30.05.2017, 12:41 Uhr
Menzitowoc
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Hallo,
in den letzten Jahren haben die Hersteller und Anwender von Seitenladern versucht, das Grundkonzept bzw. die durchkonstruierten Komponenten in weiteren Gebieten außerhalb des normalen Containertransport einzusetzen und die Anwendungsmöglichkeiten der Seitenlader auszuweiten. Ich möchte Euch einige Beispiele diese Sonderanwendungen mit einer Linkzusammenstellung zeigen:
Seitenlader mit niedriger Gesamthöhe: Hierzu werden die beiden Krane einfach auf einen Tiefbett-Tieflader gesetzt. Mindestens der Container selber steht dann im Tiefbett. Die heute übliche Krankonstruktionen (Hammar, Steelbro, BoXloader, Valart und Co.) sind sowieso so flach, dass sie auch auf dem Heckfahrwerk bzw. Schwanenhals untergebracht werden können; so wird dieser Bauraum ausgenutzt und etwas Fahrzeuglänge gespart. Sollte man so etwas mal mit Klaus-Kranmobil-Komponenten bauen, müßte man die Krane wegen der eignen Bauhöhe auch ins Tiefbett setzen. Mit einem Teleskoptiefbett könnte man auch leicht einen variablen Seitenlader für 20´bis 45´Containern realisieren. Man benötigt lediglich beim Aufnehmen und Abladen etwas mehr Rangierraum, weil natürlich das Heckfahrwerk deutlich über die Containerlänge hinausragt.
Seitenlader als LKW-Abschlepper: Wenn man eh schon einen Seitenlader mit Tiefbett für geringe Transporthöhe bzw. hohes Ladegut hat, kann man da auch andere Sachen als Normcontainer verladen z.B. Fahrzeuge und so als Abschlepper nutzen. Statt der normalen Anschlagketten muß man eben auf das ganze Spektrum der Bergungsmittel zugreifen können, um die Fahrzeuge an die Krane zu bekommen – siehe auch den Film mit dem Hammar 195C. Damit das System gut zu handhaben ist, muß allerdings ein teleskopierbares Tiefbett eingebaut werden, weil die Fahrzeuge ja keine Normlängen haben und sich die festmontierten Krane nur über das Tiefbett in ihrem Abstand verstellen lassen. Sollte man damit aber direkt auf der Straße bergen wollen, ist es allerdings suboptimal, dass die modernen Seitenladerkrane nur einseitig arbeiten. Im Zweifel muß nämlich an der (Autobahn)-Unfallstelle erst gewendet werden, um aufladen zu können.
Seitenlader zur Containerbergung: Wenn in Deutschland mal ein Container vom LKW rutscht, würde man sicher mit LKW-Abschlepper, Tieflader und Autokran(en) kommen. Aber hier gibt es auch an jeder Ecke so etwas. In dünn besiedelten Ländern mit mäßiger Infrastruktur und eventuell noch mäßigerer Wirtschaftsstruktur ist so eine Containerbergung mit Seitenlader schon eine ganz gute Idee: Man ist sehr viel schneller mit einem sattelschlepperbasierten Fahrzeug unterwegs als mit einem Autokran, das System ist insgesamt recht kostengünstig und leichter vorzuhalten als ein Autokran. Das System hat zwar sicher seine Grenzen und ein Autokran ist sicher viel flexibler, aber man muß ihn halt auch erst mal haben.
Seitenlader zum Kabelrollentransport: Mit einem angepassten Tiefbett und entsprechenden Ladegeschirren kann auch eine recht große Kabel- oder Drahtseiltrommel gut mit dem Seitenlader umgeschlagen und transportiert werden. Die bisherigen Anwenungsbeispiele zeigen aber, dass es ehr was für den häufigen Kabeltransport in Frage kommt und nicht so sehr für z.B. Drahtseilbobienen im Gebirge für Seilbahnen, da man dort mit konventinonellen Tiefladern und Kranen doch flexibler ist – siehe auch Einsatzfilm beim Erdkabelbau in Südschweden. Ich kann es zwar nicht definitiv erkennen, aber für mich sieht es so aus, als ob die Kabelrollenhalterung so in den normalen (Hochdeck)auflieger eingesetzt wurde, dass man mit verschobenen Kranen auch immer noch konventionelle Container damit transportieren kann. Das ist natürlich sehr vorteilhaft, wenn der Kabelrollenauftrag abgeschlossen ist und der Seitenlader wieder normale Arbeiten verrichten muss oder verkauft werden soll.
Seitenlader auf Sonderfahrgestellen (Schlitten, Knicklenker): Insbesondere Hammar hat sich mit solchen Sonderkonstruktionen einen Namen gemacht. Während ein Seitenlader auf einem Knicklenker-Chassis ehr noch zu den „gewöhnlichen“ Sonderanwendungen zählt, ist die Montage der Seitenladerkrane auf einem Schlittenchassis für Arktisexpeditionen schon ungewöhlicher, aber eben auch eine große Hilfe.
Seitenlader im Ölfeldeinsatz: Auf den Ölfeldern gibt es immer wieder Bauteile oder Module, die sich gut für den Transport mit Seitenladern eignen, weil sie auf einer festen Plattform aufgebaut sind. Längsverschiebliche Krane können die Teile leicht laden; es muß nur noch für eine angepasste Ladungssicherung gesorgt werden, weil ja keine Cornercastings verbaut sind. Die schonendere Handhabung durch den Seitenlader im Vergleich zu dem sonst üblichen Aufziehen auf die Ölfeldtrucks mit Winde kommt sicher der Lebensdauer solcher Komponenten zu gute.
Seitenlader für Langmaterialhub: Eine weitere Sonderanwendung, die sich beim Ölfeldeinsatz ergibt ist das Heben und Verladen von Langmaterial bzw. Bauteilen, die zwar selber nicht auf den Seitenlader zum Transport passen, aber wenigstens damit gehoben und auf Fremd-LKW verladen werden können. In dem angeführten Beispiel ist es ein Bohrturmmodul, was mit den zwei Seitenladerkranen vom Bohrturmchassis abgehoben wird und dann weiterverladen wird. Man nutzt einfach die Tandem-Hub-Fähigkeit des Seitenladers – siehe auch Youtube Film ab 8:31min.
Seitenlader mit „Unterflur“-Mittelkran: Sowohl Hammar (Typ 130 Serie), als auch Steelbro (Typ SB121) bieten inzwischen Seitenlader mit 3 Kranen an, wovon einer in der Mitte montiert ist. Es können nacheinander 2 20´Container gehoben werden. Damit auch ein langer 40´Container auf den 3-Kran-Seitenlader passt, ist der Mittelkran so flach unterflur angeordnet, dass er überladen werden kann. Allerdings ist dieses System bisher nur für leichte Container geeignet, weil die Krane eben recht klein sein müssen. Diese kleinen Krane bieten auch die Möglichkeit, am Aufliegerheck montiert zu werden, so dass die Hecktür des Containers zum Öffnen zugänglich ist, weil der Kran unterhalb der Türunterkante gestaut wird.
Wenn ich mir die Liste oben so ansehe, muß ich feststellen, dass die meisten Sonderanwendungen von Hammar umgesetzt wurden – scheint ein recht innovatives Klima in Schweden bei denen zu herrschen . Oder die Firma Hammar ist insgesamt so klein, dass man noch darauf angewiesen ist, mit dem Kunden Lösungen zu finden und nicht nur den Standard zu verkaufen.
Gruß Christoph -- Mal was ganz Anderes: Marion Walking Dragline aus Constructor (Holzbaukasten) Dieser Post wurde am 30.05.2017 um 15:37 Uhr von Menzitowoc editiert. |