029 — Direktlink
11.03.2011, 07:52 Uhr
Menzitowoc
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Hallo,
es taucht ja immer wieder die Frage auf, warum es noch Cadillon-Turmkrane gibt, obwohl die strukturell ziemlich ähnlich den leistungsäquivalenten Potain-Kranen sind. Ich kann mir vorstellen, dass Potain die Marke Cadillon als Zweitmarke anbietet für die Kunden, die besonders kompakte Krane haben möchten.
Denn: Wenn man die Potain HD Kranserie mit dem hydraulisch faltbaren Vollwandturm und die Cadillon Kranserie Chronoflash 20 bis 35A miteinander vergleicht, sind diese von unten bis zur Auslegeranlenkung - soweit ich das sehe - strukturell gleich. Der Unterschied liegt im Ausleger bzw. der Auslegerfaltung. Potain-Krane falten ihren Ausleger mit einem Hydraulikzylinder oben herum. Das zweite, vordere Auslegerteil liegt auf dem inneren Auslegerteil, weil beide einen dreieckigen Querschnitt haben. Bei den neuen Kranen mit 3-teiligen Ausleger ist das vorderste Auslegerteil als oben offenes U-Profil ausgebildet und klappt über das Dreiecksprofil des mittleren Elementes. Die Auslegerfaltung kann auch im Kranbetrieb jederzeit verwendet werden, um die Ausladung beim Hindernisvorbeischwenken zu verkürzen. Die Auslegerfaltung ist somit vollständig unabhängig von der Turmfaltung/Aufstellkinematik. Gravierender Nachteil dieses Konzeptes: Die Transporthöhe des Krans mit eingefalteten Ausleger ist recht hoch, weil die Auslegerteile eben übereinander und über dem gefalteten Turm liegen.
Die älteren Cadillon der Chronoflash-Serie haben diesen Nachteil eben gerade nicht und zeichnen sich durch eine besonders niedrige Transporthöhe aus, was auch in den alten Bildprospekten explizit beworben wird. Der Ausleger wird nämlich beim Transport teilweise neben und nicht über dem Turm abgelegt. Außerdem wird für den gesamten Aufstellvorgang nur der eine Turmfaltzylinder benötigt. Das ganze läuft folgendermaßen ab (Andreas/Moertel hat dazu auf seiner Seite eine Bildsequenz zum Aufstellvorgang eines Cadillon Chronoflash 25):
Der Ausleger hat zwei schrägliegende Gelenke zum Falten. Einmal am Anlenkpunkt und dann zwischen innerem und äußerem Auslegerstück. Damit liegt das Auslegeranlenkstück nach dem Zusammenfalten leicht schräg und das Auslegervorderteil in die entgegengesetze Richtung ebenfalls schräg. Im horizontalen Betriebszustand gleicht sich die Schrägstellung wieder aus und der Ausleger ist ideal gerade, abgelegt liegt er aber von oben betrachtet Z-förmig auf und neben dem eingefalteten Turm. Beim Aufrichten wird der Ausleger von oben durch das Auslegerabspannseil gehalten und unten hält das Auslegerfaltseil dagegen, welches den oder die Auslegervorderteile ab einer bestimmten Stellung im Aufstellprozess heranzieht. Dieses Auslegerfaltseil wird auf einem Speicherflaschenzug zwischen Turmnackenlenker und Ausleger gespeichert. Es wird somit keine weitere Winde benötigt.
Der ganze Vorgang ist kinematisch so zwangsdefiniert, dass eben nur der Turmfaltzylinder als einiziger aktiver Freiheitsgrad benötigt wird. Alles andere läuft zwangsläufig ab, siehe hier . Aber nichts ohne Nachteile: Der Ausleger kann nicht im Betrieb bei Hindernissen weggeklappt werden und die Aufstellkurve ist durch den untergeklappten Ausleger etwas ungünstiger als beim leistungsequivalenten Potain.
Bei dem neueren Cadillon Chronflash 30TL wird ein Biegebalkenausleger verwendet, der ebenfalls nach oben hydraulisch überklappt. Also hat man nicht mehr den Nachteil zum Potain IGO, dass man im Betrieb den Ausleger nicht verkürzen kann. Allerdings um den Preis, dass die Transporthöhe nicht mehr ganz so günstig ist, wie bei den alten Chronoflash mit dem nach unten Z-gefalteten Ausleger, siehe Bilder von Hendrik.
Bei Gelegenheit scanne ich mal meine die Bildprospekte vom Cadillon Chronoflash ab und stelle sie hier rein. Da ist der Aufstellvorgang zu sehen. Im Zusammenhang mit Andreas´ Detailbildern ist es dann auch verständlich.
Gruß Christoph -- Mal was ganz Anderes: Marion Walking Dragline aus Constructor (Holzbaukasten) Dieser Post wurde am 11.03.2011 um 08:06 Uhr von Menzitowoc editiert. |