049 — Direktlink
24.08.2018, 20:17 Uhr
Graf Koks
|
Zitat: | Schmidti postete
Zitat: | Hendrik postete Ich überlege die ganze Zeit, ob es Sinn machen würde, auf der anderen Seite der Brücke mittels Hubschrauber Gewichte abzulassen, die den Pylon wenigstens austarieren.
|
Hab ich auch schon überlegt. Meiner Meinung nach muss man nichtmal irgendwelche Hubschrauber Stunts machen, das Ende des Auslegers sollte per Kran gut zu erreichen sein. Man könnte auch leere Tanks auf die Brücke heben und diese langsam mit Wasser füllen....
Aber du kannst der italienischen Öffentlichkeit doch niemals weiß machen, dass du die Brücke stabilisiert indem du sie belastest. Wenn sie trotzdem einstürzt, macht dich wirklich jeder dafür verantwortlich!
Zitat: | Hendrik postete
Zitat: | Schmidti postete Man stelle sich vor, die Brücke sei maximal belastet und die Spannkabel maximal gedehnt. Im Idealfall ist das Brückendeck nun horizontal. |
Genau das ist das Riesenproblem: Nun wird die Brücke überlastet (Vielleicht genügt schon ein ausserordentlicher Schwertransport ohne Genehmigung) und die Spannbetonummantelung wird - ungeplant - auf Zug beansprucht. Das war's dann sofort, der Beton reisst (und wenn es nur Haarrisse sind) und die ganze schöne Seeluft und Regen dringt zu den Spannkabeln vor. gruss hendrik |
Richtig! Deswegen muss man die Kabel beim Einbetonieren im Prinzip stärker belasten als sie später je belastet werden, damit der Beton immer auf Druck beansprucht wird. Aufschläge für kriechen, schwinden und längen kommen noch dazu. Und hier verstehe ich nicht, wie man das gemacht haben will. Wenn ich das richtig sehe, wurden die Kabel einbetoniert, als nichtmal die Einhängeträger drin waren. Von Verkehrslast und der notwendigen Überdehnung ganz zu schweigen. Woher soll die Spannung kommen?
Auf der anderen Seite: Der Beton hat nur eine begrenzte statische Funktion. Selbst wenn er brüchig und rissig ist, schwächt das die Statik kaum. Er soll ja sowieso nur auf Druck belastet werden. Reicht es dann nicht, die Träger z.B. mit Kunststofffolie zu umwickeln um dem Korrosionsschutz genüge zu tun?
Wer sagt, dass Sprengen die einzige Möglichkeit ist, hat nicht genug Phantasie! Oder nicht genug Kleingeld. Von den Gleisanlagen unter der Brücke liegt doch ein ausreichend großer Teil brach, so dass man Freiraum hat. Da kann man sicherlich massive Stützkonstruktionen unterbauen, die Bruecke darauf ablegen und dann demontieren. Kostet sicher was, aber die einschlägigen Firmen hätten dafür ganz sicher brauchbare Loesungen. Die Bewohner mit einer kleinen Entschädigung abzuspeisen ist natürlich viel billiger.
Schmidti |
Das Prinzip von Morandis Tragseilen ist schwer zu verstehen. ich versuche es nochmal einfach zu erklären. Jedes der beiden Tragseile an einem Pylon besteht aus 28 dünnen Litzen und 24 dicken Litzen. Die dünnen Litzen, die Außen verlaufen haben die Aufgabe die Betonummantelung zu halten und gleichzeitig das Eigengewicht der Brückenplatte zu tragen. Diese Seile wurden damals erst gespannt und dann unter Verwendung der Hohlkastenelemente einbetoniert. Die 24 dicken Litzen, die mittig duch die Hohlkästen laufen sind etwas weniger gespannt und sollen die reine Verkehrslast aufnehmen. Auch diese Litzen sind vor dem Verguß gespannt worden. Dieser Spannungsunterschied und die unterschiedliche Dicke der Litzen sollte so erreichen, das die Betonummantelung durch die reine Verkehrsbelastung nicht auf Zug kommt und reißt. Die Aufsplittung von einem gemeinsam Strang in zwei Strängen zur Brückenplatte hin soll wohl ein schwingen verhindern. Der größte Knackpunkt an dem System ist, das dieses nur funktioniert bei einer relativ gleichbleibenden Belastung der Brücke durch den Verkehr. Nun haben die Verkehre aber insgesamt enorm zugenommen, damit kam dieses System nicht zurecht, insbesondere die dünnen Litzen mussten immer mehr Zug aufnehmen, zu viel und es entwickelten sich über die Jahre viele Haarrisse im Betonmantel durch diese Feuchtigkeit eingedrungen ist und sein langfristiges Zerstörungswerk im verborgenen begonnen hat. Dem Ingineur Morandi wurde schon früh nachgewiesen, das er nicht kalkulieren konnte, sprich er hat in seine Konstruktionen zu wenig Reserven eingebaut. Fakt ist, dieser Brückentyp ist ein Fehlkonstruktion, die langfristig nicht so funktioniert hat, wie das theoretisch gedacht war, das wurde auch vorher und nachher weltweit nie wieder so angewendet. Die typisch italienischen Verhältnisse der letzten Jahrzehnte in Politik und Behörden haben dann letztendlich den Rest erledigt. Wenn die Firma ALE aus deinem Video den Italienern einen Kostenvoranschlag zur Errichtung eines Stützgerüsts schicken würde, dann bekämen die hohen Damen und Herren dort sicher zitterige Hände und Schnappatmung, das machen die nie und nimmer. Ferner wird sich auch ALE und andere nicht diesem enormen Risiko aussetzen, wochenlang unter einer akut einsturzgefährdeten Brücke zu arbeiten!
Gruß Dieser Post wurde am 24.08.2018 um 20:22 Uhr von Graf Koks editiert. |