048 — Direktlink
05.08.2009, 23:23 Uhr
robertd
|
(Teil 7)
Nun haben wir also gesehen, wie heutzutage Gold abgebaut wird. Jetzt gab es aber vor 100 Jahren noch keine leistungsfähigen Hydraulikbagger, welche den Schotter in großen Mengen in die Sortieranlagen kippen konnten. Aber der Mensch ist ja erfinderisch wenn's darum geht, viel Geld zu verdienen. Und so wurden dann sogenannte Gold Dredges eingesetzt. Als kleine Vorgeschichte dazu möchte ich noch die Sache mit dem Claim kurz erklären. Der Claim ist schlicht und einfach der Anspruch bzw. das Recht, auf einem bestimmten Stück Land Bergbau betreiben zu dürfen. Das Land selbst muss einem dazu nicht gehören, in den meisten Fällen gehört es dem Staat. So darf man auch Gebäude nur zu Bergbauzwecken errichten. Um einen Claim zu registrieren, muss man sich zunächst mal einen freien Claim suchen und diesen dann ausstecken (stake a claim). Ausgesteckt wird dabei tatsächlich im Wortsinn - man sucht das Gelände auf und setzt an den Ecken seine "Claim Posts", also Claim-Pfähle.
Diese sehen z.B. so aus:
 Wie man erkennen kann sind darauf Blechschilder befestigt, welche diverse Daten enthalten - z.B. den Namen des Claims, den Namen des Aussteckers, Abstände, Datum und Uhrzeit des Aussteckens usw. Das Ausstecken hat den Zweck, dass der Bewerber das Gelände sieht, bevor er die Schürfrechte erwirbt. So muss er sich ein Bild vom Gelände machen und überlegen, wie er beispielsweise seine Ausrüstung hinschaffen kann, welche Beschaffenheit der Boden hat, oder welche Hilfsmittel er aufgrund der Geländeform überhaupt nutzen kann. Wenn er den Claim ausgesteckt hat, kann der Goldgräber zur Behörde gehen und den Claim registrieren. Das kostet verhältnismäßig wenig (weit unter 100 Dollar, wenn ich mich recht erinnere). Damit hat er vorerst mal für ein Jahr die Schürfrechte auf dem ausgesteckten Claim. Dieses Recht verlängert sich nun jeweils um ein weiteres Jahr, so lange nachgewiesen werden kann, dass auf dem Claim in einem gewissen Umfang gearbeitet wurde - das umfasst sowohl die eingesetzte Arbeitsleistung, als auch Maschinen, Material usw. Der notwendige Umfang ist mir leider entfallen, aber es ist ein Wert, der zu schaffen ist. Diese Nachweise können für mehrere Claims zusammengefasst werden - wenn man also z.B. 10 Claims besitzt muss man für alle 10 zusammen die gesamte Bearbeitung nachweisen. Man kann also z.B. 5 Claims sehr intensiv, und die anderen 5 gar nicht bearbeiten - die Leistung gilt für das gesamte Paket. Ebenso werden die Nachweise von Jahr zu Jahr mitgenommen - wenn man also z.B. 3 Jahre lang 2 mal so viel Arbeit hineinsteckt wie nötig, dann kann man die nächsten 3 Jahre theoretisch nichts tun, ohne den Claim zu verlieren. Heute hat ein typischer Claim in dieser Gegend Abmessungen von (soweit ich mich erinnere - bitte nicht festnageln) 250 mal 500 Fuß, also 76,2x152,4 Metern. Die Abmessungen sind historisch bedingt und wurden ursprünglich einmal so festgelegt, dass ein Claim einen Mann versorgen kann. Nachdem also anfangs die Goldgräber mit wenig Ausrüstung und viel Arbeit ihr Glück suchten, so wandelte sich das Ganze mit der Zeit. Durch den Goldrausch wurde auch die Infrastruktur verbessert, so dass im Laufe der Zeit mehr und größere Ausrüstung zu geringeren Kosten nach Dawson City und auf die Goldfelder transportiert werden konnte. So war der nächste Schritt, dass man nicht mehr im Winter Schächte bis zum Schotter grub, sondern im Sommer mit Unterstützung von Dampfmaschinen die Erde vom Schotter abtrug und so im Tagebau aktiv wurde. Mit dieser Methode wuchs aber auch der Platzbedarf - das abgetragene Material musste ja auch irgendwo zwischengelagert werden. So wurden also mehr und mehr Claims zusammengekauft, so dass größere zusammenhängende, in einer Hand befindliche, Abbauflächen entstanden. Diese Entwicklung führte letzten Endes dann dazu, dass die Abbauflächen groß genug wurden, um finanzstarken Firmen den Einstieg in die Goldgräberei in großem Stil zu ermöglichen. Somit sind wir nun wieder bei der Gold Dredge angelangt, und diese sieht dann so aus:
 Bei dem Gerät auf dem Bild handelt es sich um Dredge #4 der Canadian Klondike Mining Company, welche 1912 gebaut und im Frühling 1913 in Betrieb genommen wurde. Wie man sieht ist dieses Gerät nicht ganz klein (womit dieses Thema nun endlich schwerlastig wird ). Sie ist so ca. 100m lang und 20m breit und wiegt so um die 2.700 Tonnen.
 Es handelt sich bei dem Gerät im Grunde um einen schwimmenden Eimerkettenbagger mit integrierter Goldsortieranlage.
 Die 72 Schaufeln haben eine Kapazität von je 0,45 m³ und ein Gewicht von je ca, 1,85 Tonnen. Pro Stunde können damit ca. 500-600 Tonnen Schotter bearbeitet werden.
 Die Bolzen dazu haben einen Durchmesser von 20cm und ein Gewicht von ca. 220 kg. Eine Besonderheit ergibt sich bereits beim Ausbaggern des Materials: Da sich Goldstaub an einen eventuell vorhandenen Ölfilm binden könnte und somit oberflächlich abfließen würde, konnte man keine Schmiermittel einsetzen. Die Eimerkette musste also ungeschmiert arbeiten, was zu entsprechendem Verschleiß und einer Geräuschkulisse, die man angeblich noch in 30 km Entfernung hören konnte, geführt hat. Dieser Post wurde am 05.08.2009 um 23:45 Uhr von robertd editiert. |