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24.11.2024, 14:58 Uhr
thomsen
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Nach dem Ausflug auf' s Wasser zurück an Land : Der Schleppschaufelbagger 300- D von Bucyrus- Erie. Da hier im Forum und auf diversen Modellbau- Ausstellungen ja auch Tagebau-Maschinen (Miningbagger, Kress- Bodenentleerer etc.) ihren festen Platz haben, geht es hier jetzt in den Gewinnungsbetrieb.
In dieser Pose ist der Bagger auch in der einzigen mir bekannten Veröffentlichung in gedruckter Form abgebildet : Im Buch „Giganten im Erd- und Tagebau“ - Faszination Baumaschinen - der Autoren Heinz- Herbert Cohrs und Rainer Oberdrevermann, erschienen im Motorbuchverlag. Dieses Buch führe ich hier auch als Quelle für die Angabe einiger hier verwendeter Hintergrundinfos, Zahlen von Größen und Gewichten etc. an.
Zeichnungen mit Maßangaben lagen / liegen mir vom Modell 300-D nicht vor, so dass in bewährter Manier ausschließlich Bilder / Fotos / Abbildungen aus dem weltweiten Netz als Grundlage für das 3D- Bauen gedient haben. Vielen Dank an dieser Stelle für das Aufstöbern und Übersenden von Fotoaufnahmen von der Erstmontage / Feldmontage des Baggers von einem Hobbykollegen hier im Forum ! Diese hatte ich aber erst zu einem recht späten Zeitpunkt erhalten, so dass nicht alle Infos aus diesen Bildern hier eingeflossen sind - insbesondere nicht die Infos zur seitlichen Ausbildung des OW- Mittelteils mit den anschlussfertig vorkonfigurierten Kabel- Steckverbindungen sowie der konstruktiven Ausbildung des Stahlbaus zur Aufnahme der dort befestigten Komponenten. Ich hatte mir vorab bereits nach Gutsherrenart Gedanken und Überlegungen zur schnellen und kraftschlüssigen Verbindung der einzelnen Montagekomponenten gemacht - dazu hier später mehr.
Größen, Längen, Höhen etc. wurden auf den Bildern abgeschätzt, so dass die hier aufgeführten Abmessungen - verglichen mit dem Original - abweichen können und wohl auch werden. Ferner habe ich den Bagger teilweise mit modernen Komponenten ausgestattet, die dieser im Original wohl nicht hatte. Im Original trug der Bagger die Farbtöne der „Werkslackierung“ von Bucyrus- Erie - ein helles Beige- Gelb und einen Rot- Ton. Hier arbeitet der Bagger für die weitgehend unbekannte, da fiktive Mininggesellschaft „Thomsen- Mining“.
Hier offenbart sich gleich die Besonderheit, die das Gerät von den meisten seiner Baggerbrüdern unterscheidet : Der Unterwagen ist mit vier voneinander unabhängig pendelnden Raupenfahrwerken ausgestattet. So wird das Gewicht des Baggers von etwa 385 t gleichmäßig und großflächig in den Untergrund eingeleitet - u.a. wichtig z.B. beim Heranziehen der Schleppschaufel an den Bagger - auf der anderen Seite wird so der Unterwagen vor allzu großen Verwindungen (Belastungen) beim Fahren auf grober Scholle geschützt, was sich langfristig auf die zu erwartende Lebensdauer auswirkt. Wobei an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben soll, dass u.a.die gigantischen „stripping- shovels“ über je vier Raupenfahrwerks- Paare am Unterwagen verfügten. Diese waren (auch oder nur ?) in Querrichtung pendelnd ausgeführt.
Gebaut wurde der Typ BE 300-D nur ein einziges mal gegen Ende der 70er Jahre plus eine sog. „parts- machine“- wobei ich diesen Ausdruck nicht genau einordnen kann : Übersetzt man dies mit „Prototyp / Ersatzteilträger / Nullserie“ oder wurden nur die Komponenten fertig gebaut, diese beim Kunden aber nie montiert ? Über den Grund, warum der Bagger vom Modell 300-D nie als Serienprodukt oder zumindest als Kleinserie gefertigt worden ist, darf hier spekuliert werden. Dieser Umstand, dass die Maschine ein Einzelstück geblieben ist, macht sie für mich hier natürlich um so interessanter.
Als „walking dragline“ Typ BE 380 W ist das Baggermodell in verwandter Form und insgesamt etwas größer und schwerer jedenfalls mehrfach gebaut worden. (18 Stck. bei BE plus 6 Stck. in Europa). Der Unterschied zur 300- D liegt hauptsächlich im Unterwagen, der hier mit einer zentralen, runden Basisplatte und seitlichen Schreitwerken konstruiert worden ist. Der Oberwagen ist in Teilen mit der 300-D vergleichbar - wobei als größte Gemeinsamkeit beide Typen (300-D und 380 W) als „modular aufbaubare“ Bagger konstruiert worden sind. Dies sollte es dem Tagebaubetreiber ermöglichen, den Bagger nach Auslaufen des Gewinnungsbetriebes innerhalb weniger Wochen zu verlegen. Die schwerste Komponente beim 300-D wiegt 38 t - alle Komponenten bzw. Module können „truck- shipped“ - also per LKW verbracht werden und werden dann lediglich verbolzt und verschraubt - und nicht über Monate am vorgesehenen Einsatzort verschweisst. Dafür waren alle Medienleitungen (Strom, Hydraulik, etc.) mit Steckern und Schnellverschlusskupplungen vorkonfiguriert innerhalb der einzelnen Modulen verlegt worden, so dass diese nach der Stahlbaumontage nur noch miteinander verbunden werden mussten. BE hatte etwa 700 bis 1.000 Mannstunden für die Montage im Tagebau veranschlagt. Man mag es kaum glauben, aber der BE 380 W und der verwandte 300-D- Schleppkübelschaufelbagger sollen die ersten Mininggeräte gewesen sein, die nach diesem modularen Prinzip für eine relativ einfache und schnelle Montage beim Betreiber konstruiert und gebaut worden sind. Nach meinem Kenntnisstand ist der letzte in Europa verbliebene 380 W- Schleppkübelschaufelbagger (Dunbar- quarry, Schottland - dort im Einsatz mit einer 22 cbm- Schaufel) bereits im Jahr 2010 verschrottet worden. (Quelle : Steven Vale, Walking with Giants, erschienen im Old Pond- Verlag)
https://www.youtube.com/watch?v=DFlCe9EAC9w
Filmbeitrag zum W-380 Schleppschaufelbagger
So hat der Bagger fast die Qualitäten einer Bergziege erreicht - naja - fast. Steigungen bis 35 Prozent konnten so erklommen werden.
Nun ist der 300-D als Schleppschaufel- Bagger mit vier Raupenfahrwerken keineswegs der erste seiner Art : Bereits im Jahr 1912 wurde der Bucyrus Class A als Schleppschaufelbagger mit vier Raupenfahrwerken auf Basis des Typs „Holt“ gebaut. (Benjamin Holt - Vorläufermaschinen der später als „Caterpillar“ vermarkteten Baumaschinen) Dieser Bagger hatte ein Gewicht von etwa 60 bis 80 t, eine Auslegerlänge von 18,3 m oder 24,4 m und arbeitete mit Schleppschaufeln von 0,9 cbm bis 1,5 cbm. Aber auch in Deutschland wurde von Fa. Menck der Typ „KRA“ im Jahr 1926 als Hochlöffelbagger auf vier Raupenfahrwerken für seinen Einsatz in der Zementindustrie gebaut. Der Bagger, der in dieser Form nur einmal gebaut worden ist, hat sich im zugehörigen Gewinnungsbetrieb über Jahrzehnte bewährt.
Der Typ 300-D verfügte hingegen über einen 58 m langen Ausleger und Schleppschaufeln mit 6 bis 10 cbm Fassungsvermögen.
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