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05.07.2010, 21:51 Uhr
robertd
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Hallo,
Vorab erst mal: da ich Österreicher bin beziehe ich mich auf das, was ich hier so erfahre. Ich bin auch keinem persönlich um irgend etwas neidisch, aber trotzdem finde ich es in manchen Bereichen schlimm, wie mit unserem Steuergeld so verfahren wird.
Grundsätzlich sehe ich die Existenz des Beamtenstandes durchaus als berechtigt und sinnvoll an, wie eben z.B. den Kündigungsschutz als Vorkehrung gegen Korruption, Erpressbarkeit und als Mittel zur langfristigen Bindung der Mitarbeiter. Nur sollen diese Maßnahmen eben da gesetzt werden, wo sie sinnvoll und erforderlich sind, und nicht wahllos bei jedem, wie es zumindest bis in die 80er Jahre scheinbar erfolgt ist. Als Beispiel sitzen bei uns im Verteidigungsministerium 1000 Beamte sinnlos in der Gegend rum, können aber weder gekündigt, noch versetzt werden - jetzt wird gehofft (wie schon bei ein paar Hundert überzähligen Postbeamten), dass diese freiwillig zum Finanzministerium wechseln wollen (siehe hier und hier). Und gerade beim Thema Post finde ich es ziemlich kurios, dass dort wie gesagt mehrere Hundert Beamte zuviel sind und fürs Nichtstun weiterbezahlt werden. Sowas nennt sich dann "Jobcenter" - dort werden die Postler, die keine Arbeit mehr haben, "geparkt" (siehe z.B. hier). Das ist nicht nur pure Vernichtung von öffentlichen Geldern, sondern auch relativ beschissen für die betroffenen Beamten - nur rumsitzen und in die Luft schauen, ohne gebraucht zu werden ist ja auch nicht unbedingt das wahre Berufsziel. Andererseits werden aus Einsparungsgründen kleine Postämter geschlossen, und hier fahren mittlerweile private Subunternehmer die Briefe aus. Die Logik dahinter soll mir mal jemand erklären. Umgangen werden diese Probleme ja oft auch dadurch, dass man Beamte einfach in Rente schickt - das führt dann dazu, dass beispielsweise das Rentenantrittsalter bei den Österreichischen Bundesbahnen rund 7 Jahre niedriger als beim Rest der Bevölkerung liegt (siehe hier und hier). Und da sehe ich dann z.B. wieder einen Kollegen von mir, der seit 40 Jahren (oder sogar noch ein paar mehr) auf der Baustelle arbeitet, vor ein paar Jahren eine schwere Beckenverletzung hatte, und dennoch das halbe Jahr 2010 noch mit der Hilfe von Schmerzmitteln rumbringen muss, bevor er in Rente gehen kann (mit Ende Juli hat ers geschafft).
Sowas nervt mich - dass unsere Politiker (die heutigen und die gestrigen) so nen Mist bauen, der uns alle jedes Jahr Milliarden von EUR kostet, während das Geld in anderen Bereichen sehr gut angelegt wäre. Den Beamten selbst bin ich weder neidisch noch werfe ich ihnen was vor - sie nutzen nur die Möglichkeiten, die ihnen der Staat bietet.
Achim - nach einem Blick in Dein Profil gestatte mir eine Frage: Wodurch hat es sich bei Dir ergeben, in Rente zu gehen? Ich hoffe es zwar nicht, nehme aber mal an, dass es aus Krankheitsgründen war. Wenn Du dazu nichts sagen willst, finde ich das OK, mich würde es nur interessieren. Und bitte nicht falsch verstehen: Ich gönne Dir persönlich Deinen Ruhestand auf jeden Fall, und ich würde jedem, der die Möglichkeit hat, dazu raten, in Rente zu gehen - auch wenn er 35 oder 40 wäre.
gruss robert Dieser Post wurde am 05.07.2010 um 21:57 Uhr von robertd editiert. |