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28.06.2013, 21:08 Uhr
Schmidti
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Auch wenn ich kein Experte bin, macht das auf mich einen recht antiquierten Eindruck: Ein recht komplexer und unheimlich umfangreicher Antriebsstrang, ganz viel Mechanik und Getriebegedöns, dafür wahrscheinlich recht simple Generatortechnik und Leistungselektronik. Dazu eine erschreckend niedrige Turmhöhe! Die Gesamthöhe von dem Ding mit 11 MW ist niedriger als die etwa 136m Nabenhöhe einer gewöhnlichen 2,3 MW Anlage...
Das Teil ist das komplette Gegenteil des Enercon-Konzeptes. Die Auricher haben fast alle bewegten mechanischen Komponenten durch Leistungselektronik ersetzt, was natürlich massiv die Anzahl der Verschleissteile reduziert. Statt einem Getriebe wird die (variable) "Übersetzung" und die Kopplung vom Rotor an das Stromnetz durch die Elektronik bewergstelligt, was die Sache sehr flexibel macht. Das Ganze ist natürlich anspruchsvoll und in gewissem Maße kompliziert, aber moderner Leistungselektronik gibt das her und macht es insgesamt einfacher, als die Flexibilität (Leistungsregelung, Drezahlregelung, Arbeitspunktoptimierung) und damit Effizienz mechanisch zu realisieren.
Das 11MW-Konzept scheint das komplette Gegenteil zu sein. Möglicherweise fast gar keine Leistungselektronik, dafür gleich eine ganze Reihe Lager, Getriebe und Wellen. Je nach Windstärke werden einfach verschieden viele Generatoren dazugeschaltet. So braucht man keine großen Ringgeneratoren und keine Leistungselektronik und ist trotzdem flexibel, ausserdem bleiben die Generatoren handlich. Üblicherweise ist es aber effizienter und wirtschaflicher, wenige Großkomponenten einzusetzen, statt viele kleinere Bauteile zu koppeln. Und der riesen Antriebsstrang bis zum Boden dürfte auch nicht ganz trivial zu konstruieren sein, der muss nämlich einer enormen Torsionsbelastung standhalten und ist natürlich verschleißbehaftet. Wenn ich das aus der Animation richtig herauslese, sind die Generatoren zusätzlich über ein Reigetriebe mit kontinuierlich veränderlicer Übersetzung an den Antriebsstrang gekoppelt. Sowas ist richtig verschleißntensiv und verlustreich. Deshalb seit Ewigkeiten bekannt aber kaum verwendet. Falls das wirklich zum Konzept gehört, finde ich das schon recht eigenartig.
Der Sinn des zweiten Rotors erschließt sich mit auch nicht. Eigentlich müsste ein konventioneller Rotor mit drei Blättern schon einen Großteil der Windenergie aus der Rotorkreisfläche herausholen, sonst würde man mit mehr Blättern arbeiten. Mit etwa 100m Rotorkreisfläche haben heutige Anlagen eine Maximalleistung von etwa 3 MW, je nach Windstärke. Aus der selben Fläche auf 78m Turm 11 MW rauszuholen wirkt für mich auf den ersten Blick wie Hexerei...
Ich bin skeptisch, auch weil sie direkt die mit Abstand leistungssärkste Windmühle der Welt bauen wollen... Dieser Post wurde am 28.06.2013 um 21:21 Uhr von Schmidti editiert. |