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14.10.2010, 15:45 Uhr
Kamelot73
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Ich glaube, man könnte hier bis zum jüngsten Tag diskutieren. Fakt ist aber, das man nie auf eine für alle zufrieden stellende Lösung kommen wird. Fakt ist auch, das Polizeikontrollen notwendig sind und auch immer bleiben werden. Und die wenigsten Fahrer, die sich in ihrem Fachgebiet auskennen, haben ein Problem damit. Die Praxis sagt aber auch, das leider nicht alle Schwerlastfahrer wissen, was sie da tun. Auf der einen Seite brauche ich einen Gefahrengutschein, wenn ich eine Ladung Haarspray durch die Lande fahren will, auf der anderen Seite kann ich mit nagelneuem Führerschein und einem vertrauensseligen Chef mit 250to und 60m Länge durch die Gegend kurven.
Da stellt sich natürlich die Frage, warum werden Polizisten geschult und Schwerlastfahrer (Ausnahmen bestätigen die Regel) nicht. Natürlich ist auch die Praxis eine Schule, aber unter Umständen eine harte und teure.
Das nächste Problem ist doch, das ich mich als Fahrer und auch als Spediteur auf die Maße und Gewichtsangaben des Kunden verlassen können muß. Da werden tausende von Euros für den Transport und dessen Vorbereitung ausgegeben und dann bleibt die Kiste stehen wegen 5to zuviel Gewicht??? Wie logisch ist das denn???? Da sind doch wohl die Auftraggeber in der Pflicht. Und jeder mit ein wenig Schwerlasterfahrung weiß, wie schnell Ladungen wachsen können. Das geht praktisch über Nacht...
Wo allerdings Jens und viele andere Kollegen recht haben: Wenn Kontrolle dann vernünftig und fair. Und wenn möglich von Fachpersonal. Und wie sagte Dieter Nuhr schon in seinem Comedyprogramm so schön, wenn man keine Ahnung hat: "Einfach mal Klappe halten". Ich will damit niemanden persönlich ansprechen, aber es gibt leider sehr viele Polizisten die von Vorgesetzten oder auf Schulungen irgendetwas aufgeschnappt haben, und jetzt ihr Halbwissen zum besten geben. Mit genau diesen Kollegen hat man dann die größten Probleme, weil Wissenslücken gerne mal durch eigene Kreativität geschlossen werden.
Zum Abschluß noch ein Punkt: Die Spediteure in Deutschland sind zum Teil aber auch selber Schuld. Natürlich versucht man sich nicht mit den Kotrollbehörden anzulegen, da man ja hier und da dann auch nochmal einen Transport durchbringen möchte. Aber wer sich alles gefallen läßt, muß sich auch nicht wundern, wenn ihm auf der Nase herumgetanzt wird. Ein kurzes Beispiel, wie es auch anders geht: Ein österreichischer Spediteur kommt mit einer 5,40m breisten und 16to schweren Kiste aus Österreich nach Bremen. Übernahme durch die Polizei an der alten Polizeistation Wildeshausen. 2 junge Beamte entsteigen dem Streifenwagen und kontrollieren den Transport und stellen nach wenigen Minuten fest, das die Ladungssicherung nicht ausreichend ist. Die Kiste müßte mit einer Kopfschlinge nach hinten abgesichert werden. Der Fahrer meinte aber, das eine Kopfschlinge nichts bringen würde, da er an den Seiten unter die Kiste müßte um an das Bett heranzukommen, außerdem stand die Ladung auf Anti-Rutsch-Matten, nach vorne wurde mit mehreren dicken Kanthölzern und Rungen ein Formschluß hergestellt, vorn und hinten waren an der Kiste Balken befestigt, über die zwei Ketten befestigt waren und zusätzlich waren noch drei Gurte um die Kiste gezurrt. Da die Polizei aber auf die Kopfschlinge bestand, blieb der Transport stehen. Der Fahrer rief seinen Chef an und der bestellte für den nächsten Tag einen Gutachter, der auch prompt feststellte, das die Ladungssicherung mehr als ausreichend war. Abends dann neue Polizei, neues Glück. Der Transport rollte dann auch ohne weitere Verzögerung weiter und für die Polizei war der Fall gegessen. Nicht aber für den Spediteur. Der verklagte nämlich die Stadt Bremen auf Schadensersatz. Und siehe da, er hat den Prozess gewonnen. Die Stadt Bremen mußte 3700,--Euro an den Spediteur als Schadensersatz für eine entgangene Rückladung und für den Gutachter usw bezahlen.
Und die Moral von der Geschichte: Kontrolle schön und gut (und sicherlich auch wichtig), aber keine Hörigkeit gegenüber Kontrollorganen. Man darf sich ruhig mal wehren. Und wenn das alle tun würden, wären die Herren Polizisten mit so mancher Äußerung vielleicht ein bisschen vorsichtiger.
Gruß Frank |