018 — Direktlink
28.04.2006, 08:45 Uhr
koch87
|
Hallo zusammen,
da kommt eine wirklich spannende Diskussion zusammen, und das binnen weniger Stunden. Klasse!
Gebt mir die Chance, einige Argumente aus erster Hand zu erläutern.
Bitte vergleicht meine Bücher nicht mit den Veröffentlichungen bei großen Verlagen. Sicherlich liegt ein FAUN-Buch nicht viel anders in der Hand als ein 24,90 oder 29,90-Buch vom Mitbewerber. Diese Preise entstehen bei Auflagen von 5000 oder gar mehr Büchern. Die Verlage sitzen fest im Markt und jeder Buchhändler hat die "Werke" ausliegen. Ich habe mit der FAUN-Serie eine Auflage von 2000 angepeilt, und die müssen auch noch verkauft werden! Das ist nicht so einfach, zumal nur etwa 10 bis 15 Buchhändler diese Bücher anbieten.
Ich interessiere mich bekanntermaßen in erster Linie für Export-Fahrzeuge. Wenn ich nun die diversen Veröffentlichungen anderer Verlage in die Hand nehme, dann war ich immer unzufrieden, und ich bin heute noch unzufrieden. Diese Unzufriedenheit brachte mich vor 13 Jahren dazu, selbst auf Fototouren zu gehen und später auch Bücher zu veröffentlichen. FAUN baute seinerzeit fast ausschließlich Export-Fahrzeuge, das macht das Thema so kompliziert. Die Fahrzeuge stehen nicht auf Autobahnrastplätzen, sind selbst in Deutschland nicht zu finden. Zahlreiche Fahrzeuge waren lange Zeit einfach verschwunden. Von FAUN existierten einige Dutzend Pressebilder, die wurden dann auch in jeder Publikation erneut verbraten. Diese Faszination des Unbekannten brachte mich zu diesem Thema.
Ich bin seit Jahren im Ausland unterwegs, privat, in meinem 30-Tage-Urlaub, um interessante Maschinen zu suchen und zu finden. In den letzten Jahren war ich verstärkt in Osteuropa, in Afrika und dem Nahen Osten auf Tour, um FAUN-Zugmaschinen zu suchen. Das lief recht erfolgreich, kostete aber auch richtig Geld. Da ich nicht gleichzeitig überall sein kann, habe ich in verschiedenen Ländern noch Bekannte in dieses Geschäft eingespannt. In Russland fuhren mehrere gute Freunde jeweils tausende Kilometer, um Fahrzeuge zu fotografieren. Das läuft nicht für ein warmes "Spasiwo", das kostet Geld. Bei den Firmen, die da besucht wurden, drehen sich die Räder auch nur für viereckiges Geld, gelegentlich war zudem ein Kasten Wodka oder gar Wisky notwendig. Das Zeug mußte ich bezahlen, wer sonst!? Summe der Kosten für GUS-Bilder waren etwa 2.500 US$. Zusätzlich problematisch: Solche Kosten laufen ohne Beleg und können nicht von der Steuer abgesetzt werden.
Ich zeige in der Buchserie Bilder von Militärfahrzeugen im Einsatz. Nicht nur ich riskiere Kopf und Kragen für solche Fotos. Im dritten Buch werden u.a. Fotos von Zugmaschinen in diversen Golf-Kriegen gezeigt. Die Bilder mußte ich für saftige Preise bei professionellen Bildagenturen kaufen. Die interessiert es nicht, ob die Auflage 2.000 oder 2.000.000 ist. Die Fotografen riskierten bei solchen Bildern schließlich ihr Leben. Da rollen in der Summe vierstellige Beträge von Konto zu Konto. Und damit ist dann eine Doppelseite bebildert! Das macht sicherlich kein professionell geführter Verlag für LKW-Bücher!
Ich hatte einige Ansprüche an diese Buchserie: Zuverlässige Daten, einmailge Bilder und besonders die Vollständigkeit! Der Begriff "vollständig" wurde auch von anderen Verlagen schon arg strapaziert. "Vollständig" meint bei mir aber, dass JEDE Fahrzeugserie, JEDE Ausführung einzeln vorgestellt wird. Das waren in der modernen Baureihe etwa 100 Modelle. Bei den Fahrzeugen vor 1973 gibt es noch vereinzelte Lücken, die Serien von 1956 bis 1963 werden so gut es geht präsentiert werden, da fehlen einfach die Basisdaten.
Nun hatte ich die Möglichkeit, bei FAUN in den Resten eines früher gut sortierten Archivs zu suchen. Das beschränkt sich heute auf etwa 5 Ordner und drei Kästchen. Es ist praktisch nichts mehr da. Zuletzt habe ich mir die ersten beiden Bücher kritisch betrachtet und eine kleine statistische Auswertung gemacht. In der Serie werde nur etwa 10-15% Werksfotos verwendet, die teilweise bekannt sind. Mindestens 50% der Bilder wurden von mir oder in meinem Auftrag gemacht, bzw. von privat organisiert. Der Rest sind Firmenbilder aus diversen Quellen. Damit kommen wir auf eine Rate von 80-90% bisher nie veröffentlichter Bilder, ich denke das spricht für sich.
Ich sitze jetzt seit etwa 18 Monaten fast täglich am Rechner oder vor Bilderbergen, um an den Büchern zu arbeiten. Bis auf den Druck der Bücher und das Einscannen bzw. Säubern der gescannten Bilder mache ich alles selbst. Diese Zeit wird in der Kalkulation der Buchpreise nicht berücksichtigt, das läuft unter "Hobby". Leider werde ich mit den Büchern auch keine großen Reichtümer anhäufen können. Gelegentlich stopfe ich etwas Gewinn in mein 17 Jahre altes Auto, damit es auch die nächste Fernreise gut übersteht. Nach 400.000 km kann das gelegentlich etwas kosten. Nein, ich lebe nicht vom Buchgeschäft, ich muß für mein Geld richtig arbeiten, jeden Tag acht Stunden! Und weil ich tagsüber so fleißig arbeite, darf ich für jeden Euro Gewinn auch satte Steuern zahlen.
Ich vermute, dass jeder von Euch schon eine langweilige Zeitschrift oder ein drittklassiges Buch gekauft hat, nur weil da ein oder zwei interessante Bilder drin waren, richtig? Was kam denn da über die Jahre an Kosten zusammen? Von der Unordnung im Bilderberg ganz zu schweigen. Eine Zeitschrift für 5 Euro ist nicht teuer. Mit zwei interessanten Bildern kommt jedes Bild dann auf 2,50 Euro. Die FAUN-Bücher zeigen jeweils 450-480 Bilder, das sind dann grob 0,08 Euro pro Bild, Maßzeichnungen und Infos gibt es inklusive!
In der Summe glaube ich an dieses Projekt, und hoffe auch den einen oder anderen Skeptiker überzeugen zu können.
Viele Grüße Ralf |