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14.04.2009, 06:29 Uhr
Gast:Sven Leist
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Zitat: | Hobby46 postete Hallo zusammen,
hier einmal eine bescheidene Frage, da ich mich mit Hochbaukranen nun gar nicht so recht auskenne, obwohl ich sie schon recht imposant finde.
Warum werden auf einigen Baustellen Wippausleger Krane, und auf anderen Katzausleger Krane aufgestellt?
Nach welchem Kriterium wird das entschieden? |
@ Hobby46: Ich versuche mal, Deine Frage zur Auswahl von Einsatz Wipper oder Katzausleger so gut es geht zu beantworten:
Zuerst einmal muss geschaut werden, wieviel Krane auf welchem Raum zusammenspielen sollen, wie hoch diese jeweilig werden sollen und vor allem, was im jeweiligen Drehbereich des Kranes für Hindernisse sein könnten.
Dann muss geschaut werden: Hat man die notwendigen TDK’s im eigenen Fuhrpark, oder muss man anmieten? Oder muss man sogar die Komplette TDK-Gestellung an eine Vermieterfirma vergeben, die einem das Kran-Einsatzkonzept erarbeitet und für Montage, Wartung und Demontage zuständig ist:
Ich mache das mal an 3 Beispielen von Frankfurter Hochhausbaustellen fest:
Commerzbank Tower (299,5m)
Das zu überbauuende Areal im Mittel misst etwa 80 x 110m. Direkt neben dem Baustellenareal steht ein Alter Verwaltungsbau mit 109m Höhe über Geländeoberkante. Das zu errichtende Hochhaus in Form eines annähernd gleichseitigen Dreieckes von 60m Kantenlänge nimmt auf Grund seiner Masse ein großteil der Bauarbeiten ein. Luftlinienentfernung zwischen Hochhausfassade des neuen Towers und dem alten Verwaltungsbaus dürfte max 10 – 15m betragen. Schon alleine die Höhe von 109m an der angrenzenden Bebauung (in weiterer Nähe stand noch ein 86m Hohes Gebäude, welches u.U. für einen Katzausleger –TDK in der Randbebauung Problematisch geworden wäre) lassen ausschließlich Wipper zu. Da der Bauunternehmer Hochtief war und es damals die Streif nicht oder nicht in dieser Form gab, hatte man Ausschließlich Liebherr Katzausleger im Programm, die für dieses Bauvorhaben schlicht unbrauchbar waren. Nicht mal mit Minimaler Zwangsausladung (je nach LH-Katzausleger zwischen 30 und 45m) war diese Baustelle TDK-mäßig zu bestücken. Also hat man die EURO-Mietkran AG (Wilbert) beuauftragt, die TDK-Logistik zu erstellen. Die Lösung sah dann 7 Wipper vor, als größten einen WK 60140 B, der weniger wegen dem Hochhaus notwendig war, vielmehr, um die innenkletternden Wipper 320 BE – G7 in 50m-Entfernung nach Rohbauende abzubauen.
Trianon (186m) Hier hatte die Philipp Holzmann AG für den Hochhaus Rohbau 2 Liebherr Katzausleger Krane vom Typ 201 HC im Einsatz, weil die umliegenden Hochhäuser weit weg genug waren. Nur für die Randbebauung zur Mainzer Landstraße war wegen des geringen Abstandes von Straße zur Hochhausfassade des Rohbaues ein Liebherr Wipper im Einsatz (ob der von Holzmann angemietet oder gelauft wurde, weiss ich leider nicht). Für die andere Randbebauung wurde ein katzausleger Typ 71 EC gewählt, dessen Ausladung so festgelegt wurde, dass er ohne Hindernisse frei drehen konnte. Ein weiterer TDK war der Katzausleger 256 HC, welcher sehr niedrig (ca 25-30m) aufgebaut wurde und unüblicherweise sehr nah am Hochhausrohbau stand. Dafür musste der 70m-Ausleger nach Feierabend mit Seilen abgespannt werden.
PWC-Tower (204m) Wie beim Commerzbank Tower lässt hier das 128m hohe Hochhaus Pollux keinen Einsatz von Katzausleger Obendrehern zu, wie schon an anderer Stelle geschrieben wurde, wären ledigdlich die vorderen beiden Wolff 180 B Wipper gegen Katzausleger mit rund 45m Ausladung ersetzbar gewesen. Da der Bauunternehmer Hochtief und die Streif Baulogistik inzwischen immer mehr Wolff Wipper im Programm haben, kann man solche Baustellen auch mit dem eigenen TDK-Fuhrpark logistisch ausstatten.
Fazit: Es ist halt immer eine Frage der sinnhaftigkeit und der örtlichen Gegebenheiten, ob die Wahl auf Katzausleger oder Wipper fällt, und was ggf. ein Baumaschinenvermieter instande ist, an TDK’s anzubieten. |